Vorschau: "3 Karate-Kids - Karatelos in Japan"

Dem unbedarften Betrachter bietet sich ein seltsames Bild: Da sitzen drei Saarwellinger Karate-Kids zusammen, stecken die Köpfe zusammen und scheinen etwas genau zu studieren.

Diskutieren die Grüngurt-Träger (6. Kyu) die Choreografie für eine Kata-Demonstration (Kampf gegen einen imaginären Gegner)? Besprechen Zoe Zoschke, Kimberly Folz (beide 12 Jahre) und Eric Petzke (11 Jahre) die Taktik für den nächsten Einzelkampf (Kumite)? In beiden Fällen hat sich der Betrachter geirrt, denn es dreht sich hierbei nicht um eine Karate-Veranstaltung. Japanische Alltagsvokabeln, Umgangsformen und Höflichkeiten stehen heute auf dem Übungsplan der drei Kampfsportler – und das aus gutem Grund: Zoe, Kimberly und Eric wurden, mit fünf anderen Heranwachsenden aus Deutschland, ausgewählt und fliegen für eine Woche zu Gastfamilien nach Japan. Ausrichter dieser Bildungsreise sind die Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD - siehe Info-Kasten), welche, bis auf anteilige Flugkosten, sämtliche Kosten dieses Wochentrips an das andere Ende der Welt übernehmen. Doch die Hürden für die Teilnahme waren hoch: „Jeder von uns musste ein Bewerbungsvideo auf Englisch, zu einem speziellen, frei wählbaren Thema machen,“, so Zoe, Schüler der Gesamtschule Saarwellingen, „bei mir lautete das Thema „Gleichberechtigung für Frauen und Mädchen überall auf der Welt.“. Kimberly, Schülerin des Johannes-Kepler-Gymnasiums Lebach hatte sich „Hochwertige Bildung für Kinder in der Welt“ ausgesucht, Eric, Schüler des Saarlouiser Gymnasiums Am Stadtgraben für „Ursachen und Bekämpfung der Armut auf der Welt“ entschieden. „Ihre Beiträge wurden anschließend mit weiteren Bewerbungsvideos aus ganz Deutschland gesichtet, in einem Auswahlverfahren der Wirtschaftsjunioren begutachtet und bewertet.“, so Oliver Benz, seines Zeichens Breitensportreferent im Saarländischen Karate Verband (SKV) und früher selbst Mitglied der Wirtschaftsjunioren Saarland. Benz hatte im letzten Jahr eine Kinder-Delegation als Betreuer nach Japan begleitet – in diesem Jahr werden Doreen Müller (Halle) und Veronika Zweyer (Trunstadt) die drei Saarländer und die anderen fünf Kids aus Deutschland in das Land der aufgehenden Sonne begleiten. Für den Abflugtermin am 22. Juli haben sich die Saarwellinger bereits bestens gewappnet. Kimberly hat Wikipedia zu Rate gezogen: „Die Kultur ist komplett anders als hier, auch die Religion. Die Städte, die wir besuchen, sind größer und moderner als alle hier im Saarland.“. Schnell ergänzt noch Eric: „Dort ist ein feucht-warmes Klima, in Japan gibt es Linksverkehr und die Rolltreppen gehen links nach oben und rechts nach unten – umgekehrt wie bei uns.“. Die drei Kids scheinen bestens gewappnet für den langen Trip in das Mutterland des Karate-Sports. „Wir fliegen erst einmal 11 Stunden von Frankfurt nach Tokio, dann noch einmal zwei Stunden mit einem Inlandsflug weiter nach Hiroshima.“, beschreibt Zoe die ersten beiden Etappen des Reiseverlaufes. In Hiroshima werden alle 8 Teilnehmer und die beiden Betreuerinnen dann mit einem Bus abgeholt und es geht in das 60 Kilometer entfernte Fukuyama, dem Ziel der Bildungsreise. Das Reiseziel ist gleichzeitig der Hauptsitz der „FIYA“ (Fukuyama International Youth Academy – siehe Info-Kasten), die bereits seit mehren Jahren in Asien etabliert ist. Deutschland nimmt mit den Wirtschaftsjunioren erst seit 2017 an diesem Programm teil und ist das einzige, nicht asiatisch- pazifische, Teilnehmerland dieses Austauschprogrammes. Der Grundgedanke dieser Akademie ist es, gleichaltrigen Kindern eine weltoffene Anschauung zu vermitteln und Kontakte zu gleichaltrigen Kindern anderer Kontinente zu ermöglichen. Gleichzeitig erhalten alle Teilnehmer einen sehr tiefen Einblick in die japanische Kultur und Lebensweise, die man als „normaler“ Tourist niemals zu sehen bekommt. Kimberly, Eric und Zoe haben nach wie vor die Köpfe zusammengesteckt und fragen sich gegenseitig die japanischen Vokabeln ab: Hallo – „Moshimoshi“, Danke – „Arigato“, Bitte – „Kudasai“, Auf Wiedersehen – „Sayonara“, Bis bald – „Ja matane“. Auf ein „Ja matane“ hoffen Kimberly, Zoe und Eric bereits jetzt schon – bevor ihre Reise in das Land der aufgehenden Sonne überhaupt begonnen hat.

Info: Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) ist der größte Verband von Jungunternehmern und jungen Führungskräften in Deutschland. Zurzeit sind ca. 10.000 Personen als Mitglieder registriert, wobei diese aus allen Bereichen der Wirtschaft kommen. Mitglied kann nur werden, wer unter 40 Jahren alt ist, selbstständig ist oder in einer Führungsposition arbeitet. Der WJD gehört zu 100 weltweiten Nationalverbänden, die wiederum im Weltverband „Junior Chamber International (JCI)“ organisiert sind. 1954 in Deutschland gegründet, unterteilen sie sich in 11 Landesverbände, denen wiederum 210 Kreisverbände angehören. Rund 160 Mitglieder zählen die Wirtschaftsjunioren des Saarlandes (WJS) – die Kontaktadresse ist: Wirtschaftsjunioren Saarland e.V.; Franz-Josef-Röder-Straße 9; Telefon: 0681/9520415; E-Mail: <link>info@wjd-saarland.de; www.wjd-saarland.de

Info: Fukuyama International Youth Academy (FIYA): „Omoiyari“, ins Deutsche übersetzt mit „Mitgefühl“ beschreibt wohl am besten den Grundgedanken der FIYA: Es geht einfach um die Bereitschaft, sich in andere Nationen und deren Gepflogenheiten hineinzuversetzen, deren Gefühle und Beweggründe nachzuvollziehen und zu verstehen, ohne direkt darauf „gestoßen“ zu werden. Die FIYA will Hemmschwellen und Vorurteile abbauen und internationale Freundschaften fördern. Elf Nationen wird der japanische Dachverband der „Junior Chamber International (JCI)“ - darunter Indien, Australien, Zimbabwe und natürlich Deutschland - in diesem Jahr begrüßen. 

Text: Jean-Claude Brummer