Auf dem Weg nach Paris 2024: Interview mit Minister Reinhold Jost und Kathrin Thomas: 

Die Politik und der organisierte Sport sehen in der Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 in Paris eine große Chance für das Saarland.

Minister Reinhold Jost. Foto: A. Schlichter.

Katrin Thomas. Foto: A. Schlichter.

Die Mega-Events in der unmittelbaren Nachbarschaft sollen genutzt werden, um auf den Sportstandort Saarland aufmerksam zu machen und das Image des kleinsten Flächenlandes der Republik nachhaltig zu beeinflussen. Um diese große Aufgabe zu meistern, hat das Ministerium für Inneres, Bauen und Sport zum 1. Dezember 2022 eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Sie wird von Katrin Thomas geleitet, die zuvor Pressesprecherin des Ministeriums war. Die 46-jährige St. Ingberterin hatte nach ihrem Studium der Interkulturellen Kommunikation mit frankophonem Schwerpunkt neun Jahre als Redakteurin für den Springer Verlag gearbeitet, ehe sie 2015 ins Ministerium für Inneres, Bauen und Sport wechselte.

Mit ihr und ihrem Chef, Sportminister Reinhold Jost, hat sich SaarSport-Mitarbeiter Sebastian Zenner unterhalten.

Frau Thomas, Sie waren jahrelang Pressesprecherin des Innenministeriums und damit auch für Themen des Sports zuständig. Inwiefern haben Sie selbst eine Verbindung zu diesem Thema? Sind oder waren Sie selbst sportaffin und/oder aktiv?
Katrin Thomas:
Ich habe früher viel klassisches Ballett getanzt und habe auch Modern Dance gemacht. Leider musste ich nach einem schweren Skiunfall und zahlreichen Operationen damit aufhören. Seither belasse ich es unter anderem bei Yoga, Pilates und Fahrradfahren. Darüber hinaus liebe ich Sport-Großveranstaltungen und bin bei solchen gerne mittendrin.

Seit 1. Dezember 2022 sind Sie Leiterin der Koordinierungsstelle „Olympia 2024 in Paris“. Wie kam es dazu?
Thomas:
Es war schon länger geplant, dieses große Event für das Saarland zu nutzen, uns als begeistertes Sportland zu präsentieren und daraus einen nachhaltigen Mehrwert zu schaffen. Dabei ist die Idee entstanden, dass die einzelnen Ressorts der Landesregierung ihre Ideen einbringen, wie wir dieses Thema bespielen könnten. Es handelt sich dabei um Ideen mit Strahlkraft wie beispielsweise die des LSVS, die Landessportschule internationalen Sportverbänden als Vorbereitungs-Stätte und für ihre sogenannten „Pre Camps“ schmackhaft zu machen. Oder den Umstand zu nutzen, dass die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger derzeit deutsch-französische Kulturbevollmächtigte ist. Darüber hinaus gibt es jetzt schon einige Schulprojektideen zu diesem Thema. 

Herr Minister Jost, was erhofft sich die Landesregierung von der Einrichtung der Koordinierungsstelle?
Reinhold Jost:
Frau Thomas ist ein entscheidendes Bindeglied in der Kette, mit der die Strategie gelingen soll. Sie ist gut vernetzt, hat alle Themen, auch strategisch-politisch, im Blick und die volle Rückendeckung der Hausleitung. Und so wollen und werden wir alle Potenziale nutzen, die wir haben, um den Sportstandort Saarland bestmöglich zu präsentieren. 

Frau Thomas, welche Aufgaben gehören zu Ihrem neuen Job?
Thomas:
Für mich und meine Mitarbeiterin Julia Hübner gilt es, die vielen Ansätze und Ideen der einzelnen Häuser zusammenzubringen, eine solide gemeinsam Basis zu errichten und von dort aus in die konkrete Umsetzung zu starten. Derzeit sind wir gerade dabei, eine Imagekampagne auszuschreiben, um zunächst einmal die Saarländerinnen und Saarländer für unser Vorhaben zu begeistern, aber darüber hinaus auch mögliche Touristinnen und Touristen, die hier die Nähe zu Paris, aber insbesondere auch die Vorzüge des Saarlandes genießen können. Wenn uns das gelingt, wird es hier ein Feuerwerk spannender Events geben – und zwar nicht erst im Olympiajahr 2024, sondern schon im laufenden Jahr. Ich denke da beispielsweise an die Special Olympics Mitte Juni dieses Jahres in Berlin.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Koordinierungsstelle?
Thomas:
Natürlich versprechen wir uns davon, die grenzüberschreitenden Beziehungen auszubauen und den Tourismus im Saarland zu fördern. Wir wollen aber auch die Vereine im Innern stärken, die in drei Jahren Pandemie sehr gelitten haben und sich nun wieder einbringen wollen und sollen.
Jost: Wir wollen die Leute, um es auf saarländisch zu sagen, „schnägisch machen“ auf unser schönes Bundesland. Wenn es uns dann zudem gelingt, die Saarländerinnen und Saarländer davon zu überzeugen, dass es auch für sie einen Mehrwert hat – und sei es nur der neue Erlebnisfaktor eines solchen Events durch Public Viewing und andere Angebote, dann werden die Spiele von Paris auch im Saarland ein großes Fest sein. Diese Chance dürfen wir nicht verpassen.

Ist die Zeit dafür bis zu den Sommerspielen 2024 nicht etwas knapp bemessen?
Thomas:
Gefühlt sind die Spiele vielleicht noch weit weg, aber wenn man sich täglich damit beschäftigt, merkt man, wie schnell die Zeit vergeht. Vieles wurde ja bereits auf den Weg gebracht – die Aktivitäten des LSVS sind dafür das beste Beispiel, aber andere Projekte sollen zeitnah folgen. Zu spät ist es sicher noch nicht, aber wir wollen jetzt Gas geben.

Welche Akteure mischen neben dem LSVS und den Ministerien sonst noch mit?
Thomas:
Wir haben im vergangenen Jahr eine interministerielle Arbeitsgruppe gegründet, der neben dem Verkehrsministerium, dem Bildungs- und Umweltministerium, dem Wirtschaftsministerium und dem Sozialministerium auch die Tourismuszentrale und der LSVS angehören. Innerhalb dieser Gruppe gibt es Untergruppen, in die in einem weiteren Schritt zusätzliche Stakeholder wie beispielsweise der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband einbezogen werden sollen. Darüber hinaus befinden wir uns natürlich auch mit dem DOSB im Austausch. Und die Rückmeldungen, die wir bisher von Seiten des DOSB auf unsere Pläne erhalten haben, sind überaus positiv ausgefallen.
Jost: Im April 2024 wird im Saarland die Sonder-Sportminister-Konferenz des Bundes und der Länder stattfinden. Ich werde dem Vorsitzenden der Konferenz, dem bayrischen Innenminister Joachim Herrmann, den Vorschlag machen, dass die Konferenzteilnehmerinnen und –teilnehmer einen Tag früher anreisen, um dann mit dem Zug von Saarbrücken nach Paris zu fahren. Dort könnten wir uns die Sportstätten anschauen und das Deutsche Haus besuchen, um die erste Vorfreude auf dieses Event zu bekommen.

In jüngster Zeit war der Zugverkehr zwischen Saarbrücken und Paris immer wieder gestört. Könnte das nicht zum Problem werden? Zumal die schnelle Erreichbarkeit der französischen Landeshauptstadt von Saarbrücken zentraler Bestandteil der Kampagne sein soll.
Jost:
Die Verbindung zwischen Saarbrücken und Paris funktioniert gut, auf der Strecke von Frankfurt nach Saarbrücken gibt es leider Reparaturbedarf. Hier soll ein Abschnitt just im Zeitraum der Spiele instandgesetzt werden. Meine für das Thema Mobilität zuständige Kabinettskollegin Petra Berg ist an diesem Thema dran und wir sind zuversichtlich, dass es ausgerechnet während der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris nicht zu größeren Behinderungen durch Baustellen kommt, die man auch auf einen späteren Zeitraum verschieben könnte.

Gibt es andere Bereiche, die Ihnen Sorgen bereiten?
Jost:
Ich sehe uns sehr gut vorbereitet: Wir sind organisatorisch gut aufgestellt und haben im Haushalt genug Finanzmittel für diese Strategie eingestellt. Wir sollten uns mit Blick auf die Sportstätten auch von dem Gedanken lösen, alle größeren und kleineren Herausforderungen bis zu den Olympischen Spielen lösen zu wollen. Wir sollten uns auf die wichtigsten Aspekte konzentrieren und das ist neben der Infrastruktur die Vermarktung.

Wie meinen Sie das?
Jost:
Wir müssen eine Marke bilden, die am Ende des Weges klar erkennbar ist, aber auch wahr- und ernstgenommen wird. Ich habe große Hoffnung, dass das mit den vielen Akteuren des Sports im Saarland gelingen wird. Wenn es uns darüber hinaus gelingt, die Städte, Gemeinden und Landkreise mit ins Boot zu bekommen, um auch über die Schulen und Kitas kommunizieren zu können, dann werden wir unsere Ziele erreichen. Ich denke da beispielsweise an eine Belebung der Städtepartnerschaften unserer Kommunen mit ihren französischen Freunden und Austauschprojekten im Sport – wie sie beispielsweise schon jetzt zwischen St. Ingbert und Saint Herblain praktiziert werden, aber auch darüber hinaus.

Welche Rolle spielt der Sportstandort Saarland bei der Markenbildung?
Jost:
Dies ist einer der elementaren Bestandteile. Wenn ich mir vor Augen führe, dass ich jüngst mit Vertreten des Saarländischen Radfahrer-Bunds und der Chefin der Tourismuszentrale zusammengesessen habe und darüber gesprochen habe, das eine mit dem anderen zu verbinden: Und zwar am Beispiel von Mountainbike-Trails. Einerseits haben wir im Saarland rund um die Sportschule, aber auch darüber hinaus sehr gute Strecken, was es in dieser Form nirgendwo sonst gibt. Deshalb gibt es schon erste Überlegungen, diese Sportart fest im Saarland zu etablieren – vielleicht auch mit Blick auf den Olympiastützpunkt. 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Thomas und Herr Minister Jost.