Steht „Jugend trainiert für Olympia“ vor dem Aus?

Der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon sieht die Schulsportwettbewerbe „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ in Gefahr.

Grund: Das Bundesinnenministerium will seine Finanzmittel für das Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ um 500.000 Euro und für das Bundesfinale von „Jugend trainiert für Paralympics“ um 200.000 Euro kürzen. Die Mittel sollen zur Finanzierung der hochdefizitären Nationalen Antidoping-Agentur (NADA) umgewidmet werden.

„Offensichtlich ist beim Bundesinnenminister noch nicht angekommen, dass Leistungssport ohne Schul- und Breitensport nicht funktioniert. Sollte der Bund seine Pläne umsetzen, dann droht dem mit 800.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern größten Schulsportwettbewerb der Welt bereits nach dem Herbstfinale 2014 das Aus“, so Commerçon. „In den vierzig Jahren seines Bestehens haben sich mehr als 22 Millionen Kinder und Jugendliche am Bundeswettbewerb beteiligt, aus dem viele erfolgreiche Spitzensportlerinnen und Spitzensportler hervorgegangen sind. Alleine an den Bundesfinalen beteiligen sich jährlich 8.500 Schülerinnen und Schüler.“

Seit 2003 ist die Deutsche Schulsportstiftung Trägerin des Wettbewerbs. Die Finanzierung der Wettkämpfe auf Landesebene bis zur Ermittlung der Landessieger ist Aufgabe des jeweiligen Landes. Die Kosten der Bundesfinalveranstaltungen tragen das Land Berlin, die Deutsche Schulsportstiftung und das Bundesinnenministerium. Mit den Bundesmitteln werden die Fahrtkosten der Schülerinnen und Schüler, der Betreuungspersonen und Kampfrichter sowie eine Beteiligung an den Kosten der Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefördert.

Die Bundesländer finanzieren bereits heute aufgrund ihrer Kulturhoheit die 40 Eliteschulen des Sports. „Dieses Engagement der Länder macht sich bezahlt: Alleine bei den olympischen Spielen in London waren 98 ehemalige Schülerinnen und Schüler einer Eliteschule im deutschen Olympiaaufgebot, die 31 Medaillen mit nach Hause brachten“, so der Minister.

Commerçon forderte Bundesregierung und Bundestag auf, die Kürzungspläne „rasch zu beerdigen“. Aufgrund der ungeklärten Finanzierung brauche die Deutsche Schulsportstiftung dringend Planungssicherheit: „Sonst droht die über 45 Jahre gewachsene Struktur zusammenzubrechen und damit ein riesiger Schaden für den bislang weltweit vorbildlichen deutschen Schulsport.“

Jugend trainiert für Olympia

wurde 1969 vom Wochenmagazin „Stern“ und dessen ehemaligen Chefredakteur Henri Nannen, dem damaligen NOK-Chef Willi Daume sowie der Konferenz der Kultusminister als Talentwettbewerb im Hinblick auf die Olympischen Spiele 1972 in München initiiert. Gestartet sind die Wettbewerbe mit den Sportarten Leichtathletik und Schwimmen. Heute sammeln Schülerinnen und Schüler in 16 Sportarten in drei Finals Wettkampferfahrung. Veranstalter ist die Deutsche Schulsportstiftung.