Der mittlerweile 92-jährige Olympionike, der durch Zufall zum Turnen kam, sieht seine sportliche Entwicklung bis hin zur Teilnahme an der Olympiade im Rückblick als eine Reihe glücklicher Fügungen. Sein Erfolg sei vor allem auch dank großer Unterstützung von allen Seiten möglich gewesen. Angetreten war er bei dem weltgrößten Sportturnier im 12-Kampf und zeigte sein Können dabei unter anderem an Reck, Ringen und am Pauschenpferd. Er ist überzeugt, dass ihm insbesondere sein Talent an letztgenanntem Turngerät sein Ticket für Olympia sicherte. Bemerkenswert daran ist, dass er seine Fähigkeiten keineswegs in optimal ausgestatteten Trainingseinrichtungen verbesserte, sondern zu Hause im Kuhstall.
„Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 in Paris einem Zeitzeugen zu begegnen, der in einer außergewöhnlichen politischen Situation, als das Saarland als eigenständiges anerkanntes Land ein eigenes Nationalteam für die Spiele 1952 in Helsinki entsenden durfte, ist ein beeindruckendes und außergewöhnliches Erlebnis. Im Gespräch mit Heinz Ostheimer spürte man deutlich, die bis heute anhaltende Begeisterung für den olympischen Gemeinschaftsgedanken, aber auch seine Demut und Dankbarkeit, die Gelegenheit zur Teilnahme an diesem großen Weltereignis zu haben. Mitten in unserer Olympia-Kampagne zur Bewerbung unserer Sportschule als ideale Location zur Trainingsvorbereitung von Athleten aus aller Welt, war es sehr bereichernd, dass Heinz Ostheimer uns an seinen olympischen Erinnerungen teilhaben ließ“, stellte Johannes Kopkow, LSVS-Vorstand Sport und Vermarktung nach dem Besuch nachhaltig beeindruckt fest.
Heinz Ostheimer sind neben den sportlichen Wettkämpfen vor allem auch die Erfahrungen abseits der Arenen in Erinnerung geblieben. Im Olympischen Dorf seien beispielsweise keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Nationen gemacht worden, jeder Athlet und jede Athletin habe einfach dazugehört und es habe einen ständigen Austausch untereinander gegeben. Die Kameradschaft sei dort sehr gepflegt worden und habe zudem zum Entstehen guter Freundschaften geführt.
Diese Verbundenheit beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Zeit der Spiele, sondern wirkte auch danach noch weiter. So berichtet der ehemalige Turner, dass in Zusammenhang mit dem Krieg in Jugoslawien dank der bei Olympia entstandenen kameradschaftlichen Beziehungen Hilfstransporte in das Krisengebiet organisiert werden konnten, mit denen man Fenster aus einer ehemaligen Kaserne dorthin lieferte, um so beim Wiederaufbau zu helfen.
Auch zurück im Saarland blieb Heinz Ostheimer dem Sport treu: So arbeitete er als Sportlehrer an der Berufsschule und war im Turnverein Bexbach aktiv. Dort lernte er schließlich auch seine spätere Frau kennen. Aus der Ehe gingen dann vier Töchter hervor.
Sportminister Reinhold Jost zeigte sich begeistert und berührt von den Ausführungen des ehemaligen Olympia-Teilnehmers: „Herr Ostheimers Erlebnisse sind ein lebendiges und anschauliches Beispiel dafür, wie viele Lebensbereiche Sport positiv beeinflusst. Sie zeigen, was man erreichen kann, wenn man eine Sache mit Ehrgeiz, Herzblut und Leidenschaft allen widrigen Umständen zum Trotz verfolgt und die notwendige Unterstützung im Rücken hat. Und nicht zuletzt war es auch der Sport, der Herrn Ostheimer mit seiner Frau zusammengeführt hat.“
„Die Geschichte belegt außerdem eindrucksvoll, welche Kraft der olympische Gedanke der grenzenlosen Zusammengehörigkeit weit über die eigentliche Veranstaltung hinaus entfalten und wie er das Handeln der Menschen positiv leiten kann. Das wird unter anderem auch daran besonders deutlich, wie präsent die damaligen Geschehnisse selbst nach alle den Jahrzehnten noch im Gedächtnis von Herrn Ostheimer sind. Ich habe die große Hoffnung, dass, gerade wenn man die aktuelle Weltlage bedenkt, die Olympischen Spiele in Paris 2024 vergleichbare Wirkungen zeigen werden.“