Sitzvolleyball-EM: Deutschland gewinnen Silber

Deutschlands Sitzvolleyballer haben bei der Europameisterschaft in Warendorf (NRW) unterlagen im Finale Top-Favorit Bosnien-Herzegowina 0:3.

Die umfangreichen Anforderungen an Strategieverständnis, zusammen mit dem hohen Maß an Zusammenspiel und körperlicher Anstrengung garantieren interessante Spiele und hochklassigen Sport. In der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf geht es bis zum 7. Oktober 2015 für etwa 150 Sportler aus zwölf Nationen um den Europameistertitel im Sitzvolleyball der Herren und die Qualifikation für die Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016. 

Am vergangenen Freitag wurde die Europameisterschaft im Sitzvolleyball der Herren feierlich eröffnet. Das Eröffnungsspiel hat Deutschland gegen Italien bestritten und Kapitän Heiko Wiesenthal blickt zurück: „Wir haben von Anfang an eine konzentrierte Leistung gezeigt und den Italienern direkt klar gemacht wer Herr im Hause ist. Deshalb sind wir sehr zufrieden mit dem Spiel.“ Von Beginn an übernahm das Team um Bundestrainer Rudi Sonnenbichler das Kommando und sicherte sich alle drei Sätze (25:6, 25:9, 25:11).

Im zweiten Spiel traf Deutschland auf Polen. Im Vergleich zum Spiel gegen Italien hatten Deutschlands Sitzvolleyballer anfangs Schwierigkeiten sich auf den körperlich starken Gegner einzustellen. Besonders der Routinier Jürgen Schrapp als auch Allrounder Christoph Herzog haben für wichtige Angriffspunkte gesorgt. „Wir waren heute zu Beginn der Sätze oftmals etwas unkonzentriert. Dadurch konnten die Polen das Spiel relativ ausgeglichen halten. Doch nach den ersten Auszeiten zeigte die komplette Mannschaft eine deutliche Leistungssteigerung. Deshalb geht der klare 3:0 Sieg (25:14, 25:12, 25:17) auch absolut in Ordnung“, so Jürgen Schrapp. 

Auch das dritte Spiel gegen Kroatien konnte das deutsche Team souverän mit 3:0 (14:25, 15:25, 15:25) für sich entscheiden. Von Beginn an hat das deutsche Team die vermeintlich starken Kroaten in Schach gehalten. „Bisher lief alles sehr gut und die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist überragend. Wir haben einen souveränen Auftritt in der Gruppenphase - ohne Satzverlust - hingelegt. Jetzt sind wir heiß aufs Viertelfinale und natürlich auf Rio“, kommentiert Teammanager Christian Heintz das Spiel.

So hat die deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft der Herren die Gruppenphase als Sieger der Gruppe A beendet und den sicheren Einzug ins Halbfinale erreicht. Damit ist ein wichtiger Schritt in Richtung Paralympische Spiele in Rio 2016 getan.

Ohne Satzverlust in die Runde der letzten Vier

Die deutschen Sitzvolleyballer haben auch im Viertelfinale der Heim-Europameisterschaften in Warendorf (NRW) am 5. Oktober einen souveränen Auftritt hingelegt und Aserbaidschan klar mit 3:0 (25:13, 25:16, 27:25)-Sätzen bezwungen. 

Nach Fünfsatz-Krimi ins Finale – und nach Rio

Das Halbfinale zwischen Deutschland und Russland in der Sportschule der Bundeswehr war nichts für schwache Nerven. Schließlich stand für beide Teams viel auf dem  Spiel. Von Beginn an lieferten sich die Mannschaften packende Ballwechsel sowie spektakuläre Aktionen in Angriff und Abwehr. Ging der erste Satz mit 25:18 noch recht klar an Russland, wurde es danach immer spannender. Deutschland entschied Satz zwei hauchdünn mit 26:24 für sich, die Russen den dritten ebenso knapp mit 25:23. In den vierten Satz starteten die Deutschen furios und führten mit 4:0 und 7:2, doch das Blatt wendete sich zum 7:8. Bis zum Schluss blieb es ausgeglichen, dann setzte sich das Team von Trainer Rudi Sonnenbichler ab und gewann 25:21. Die Entscheidung musste im Tie-Break her – und dieser begann für die Deutschen denkbar schlecht. Mit 0:3, 3:8 und 5:9 waren die Lokalmatadoren bei der Heim-EM im Hintertreffen, starteten allerdings eine starke Aufholjagd und führten plötzlich mit 11:10. Russland nahm eine Auszeit, machte drei Punkte am Stück und der Sieg rückte für die Deutschen in weite Ferne. Doch die Mannschaft zeigte keine Nerven, hängte sich voll rein, führte nach sensationellem Endspurt  mit  14:13 – und verwandelte den ersten Matchball zum Sieg. Der Rest war riesiger Jubel. Finaleinzug und Rio-Qualifikation –  von Warendorf an den Zuckerhut sozusagen. Mit Brasilien-Fahne in der Hand und Tränen in den Augen feierten die Spieler überglücklich auf dem Spielfeld. „Wir haben immer an uns geglaubt und es am Ende noch umgebogen. Die  Gerechtigkeit siegt halt manchmal doch“, jubelte Cheftrainer Rudi Sonnenbichler.

Wunder verpasst, doch nie aufgegeben - Deutschland gewinnt Silber

Finale der Sitzvolleyball-Europameisterschaft im westfälischen Warendorf, Top-Favorit Bosnien-Herzegowina hat die ersten beiden Sätze jeweils knapp gewonnen und steht im dritten Satz kurz vor der Entscheidung. 24:15 führt der amtierende Weltmeister und Paralympics-Sieger – doch das deutsche Team gibt sich nicht geschlagen. Punkt um Punkt holen die Lokalmatadoren auf und wehren begleitet vom frenetischem Jubel der zahlreichen Zuschauer insgesamt acht Matchbälle ab. Doch die Sensation blieb aus, Bosnien erzielte den Siegtreffer und holte sich in der Sportschule der Bundeswehr den EM-Titel. Die deutsche Mannschaft zeigte eine tolle Leistung zum Abschluss, verlor allerdings nach jeweils knappen Sätzen mit 0:3 (22:25, 19:25, 23:25).

„Wir hätten gerne einen Satz gewonnen, auch für die phänomenalen Zuschauer. Allerdings waren die eingespielten Bosnier in den entscheidenden Phasen cleverer und haben verdient gewonnen. Den Weltmeister und Paralympics-Sieger zu bezwingen, wäre ein Traum gewesen. Doch auch so war es ein würdiger Abschluss, gerade vor dieser tollen Kulisse“, resümierte Deutschlands Spielführer Heiko Wiesenthal und fügte an: „Wir sind super zufrieden, haben Silber gewonnen und dürfen nächstes Jahr nach Rio fliegen.“ Man habe gemerkt, sagte Cheftrainer Rudi Sonnenbichler, dass das Halbfinale gegen Russland unglaublich viele Körner gekostet habe, sowohl körperlich als auch emotional. „Die Jungs waren platt und haben trotzdem bis zum Schluss gekämpft und nie aufgegeben. Davor ziehe ich meinen Hut“, so Sonnenbichler. 

Im zweiten Satz lag das deutsche Team vorübergehend sogar mit 9:6 in Führung und ärgerte den Favoriten wie noch keine Mannschaft zuvor in diesem Turnier. Im dritten Satz schienen die Bosnier sogar kurzzeitig zu verzweifeln, als Deutschland vor den Augen von DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher mit tollen Angriffen und spektakulären Blöcken acht Punkte in Serie erzielte. Doch letztlich gewannen die großgewachsenen Europameister verdient die Goldmedaille, während die Deutschen sich nach sechs intensiven Tagen in der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf über Silber freuten – und über die Erfüllung des großen Traums, im nächsten Jahr bei den Paralympics in Rio dabei sein zu dürfen. Vielleicht gelingt dann das Wunder gegen die scheinbar übermächtigen Bosnier. „Bis dahin“, sagte Deutschlands Alex Schiffler mit einem Augenzwinkern, „müssen wir aber noch etwas wachsen“. 

Ausgerichtet wird die EM vom Deutschen Behindertensportverband mit Unterstützung der Sportschule der Bundeswehr und der finanziellen Unterstützung durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Schirmherrin ist die Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen.

Informationen zu den Sportlerinnen und Sportlern der Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie auf <link http: www.deutsche-paralympische-mannschaft.de _blank external-link einen externen link in einem neuen>www.deutsche-paralympische-mannschaft.de und zur Europameisterschaft <link http: www.dbs-npc.de sitzvolleyball-em-2015-aktuelles.html _blank external-link einen externen link in einem neuen>hier.