Sechs Badmintonasse in London am Start

Nun steht offiziell fest, dass der Deutsche Badminton-Verband (DBV) mit sechs Athleten und in insgesamt vier Disziplinen bei den Olympischen Spielen in London (27. Juli bis 12. August 2012) vertreten sein wird: Anhand der am 3. Mai 2012 vom Badminton-Weltverband BWF veröffentlichten Weltrangliste wurden die startberechtigten Athletinnen bzw. Athleten und Paarungen ermittelt.

Das Ranking basiert auf den im Qualifikationszeitraum 2. Mai 2011 bis 29. April 2012 erzielten Ergebnissen der Aktiven bei internationalen Turnieren ganz unterschiedlicher Kategorien.

Damit gelang es dem DBV, seine Mannschaft im Vergleich zu Peking 2008 um eine Person aufzustocken und in einer Disziplin mehr an den Badmintonwettbewerben teilnehmen zu dürfen, als bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren. „Dabei ist die Qualifikation aus meiner Sicht alles in allem schwieriger geworden“, sagte DBV-Sportdirektor Martin Kranitz. Der rund 213.000 Mitglieder zählende olympische Spitzenverband verfügt bei den Spielen der XXX. Olympiade im Herreneinzel, im Dameneinzel, im Herrendoppel und im Mixed über einen Startplatz. „Wir sind sehr froh, dass wir sechs Athleten dabei haben werden. Unser ursprüngliches Ziel war es zwar, in jeder Disziplin an den olympischen Badmintonwettbewerben teilzunehmen, aber es kann nicht alles super laufen. Unser Damendoppel hat zum Schluss gezeigt, dass es mit den Top- Paarungen mitspielen kann, leider jedoch nicht durchgängig in der Olympia-Qualifikation“, zog Chef-Bundestrainer Jakob Høi ein erstes Fazit. „Betrachtet man die Entwicklung der vergangenen Jahre, befinden wir uns alles in allem auf einem richtig guten Weg“, meinte DBV-Präsident Karl-Heinz Kerst erfreut.

Das olympische Turnier zeichnet sich durch ein illustres Teilnehmerfeld aus: Insgesamt sind 172 Badmintonasse, 86 männliche und 86 weibliche, teilnahmeberechtigt. Im Herreneinzel stehen – ebenso wie im Dameneinzel – 38 Startplätze zur Verfügung, in jeder Doppeldisziplin 16. Während in den Einzeldisziplinen maximal drei Spieler bzw. Spielerinnen pro Nation antreten dürfen, sind es in den Doppeldisziplinen höchstenfalls zwei Paarungen. Daher wurden aus der für Olympia relevanten Weltrangliste mehrere Spielerinnen bzw. Spieler und Duos gestrichen, die – gemessen an ihrer Platzierung – qualifiziert gewesen wären. Resultat ist die sogenannte „bereinigte Weltrangliste“.

Juliane Schenk mit Rekord und Setzplatz

Bereits zum dritten Mal löste die amtierende WM-Dritte Juliane Schenk (SG EBT Berlin) das Olympia-Ticket. Damit stellt die 29 Jahre alte zweimalige Vize-Europameisterin (2010, 2012) einen Rekord auf: In der Geschichte der olympischen Badmintonwettbewerbe (seit 1992 mit Herren- und Dameneinzel sowie Herren- und Damendoppel und seit 1996 zudem mit dem Mixed) schaffte zuvor niemand aus Deutschland dreimal die Qualifikation. Die dreimalige Deutsche Meisterin im Dameneinzel sicherte sich als Weltranglistenachte („bereinigt“ Platz 6) nicht nur souverän einen Startplatz bei dem Turnier in der Wembley Arena (28. Juli bis 5. August 2012), sondern sie erhält auch einen Setzplatz (5/8). In den Einzeldisziplinen werden derer jeweils 16 vergeben, in den Doppeldisziplinen jeweils vier. Auch die Festlegung der Setzplätze richtet sich nach der Weltrangliste vom 3. Mai 2012.

Dem Rekord misst die gebürtige Krefelderin, die am Badminton-Spitzensportzentrum (BSZ) in Mülheim an der Ruhr trainiert und auch in der Stadt im Ruhrgebiet wohnt, allerdings nur wenig Bedeutung bei: „Ich finde es vielmehr toll, dass ich nun schon so viele Jahre auf dem hohen Niveau spiele und mich in dieser Zeit sogar immer weiterentwickelt habe. Ich freue mich darüber, dass ich erneut die Chance erhalte, Olympia erleben zu dürfen.“

Zwei DBV-Asse zum zweiten Mal dabei

Der frisch gebackene Europameister Marc Zwiebler (1. BC Beuel) machte unterdessen als Weltranglisten-15. im Herreneinzel („bereinigt“ Platz 14) seine zweite Olympia-Teilnahme nach 2008 perfekt. Auch der 28 Jahre alte sechsmalige Deutsche Meister erhält damit einen Setzplatz (9/16). Ebenfalls zum zweiten Mal darf Marc Zwieblers Vereinskollegin Birgit Michels (gleichsam 1. BC Beuel) ins Olympische Dorf einziehen. Die heute 27-Jährige schaffte wie vor vier Jahren die Qualifikation im Mixed. Während die aktuelle EM-Dritte im Damendoppel in Peking gemeinsam mit Kristof Hopp eine Paarung bildete, der inzwischen seine internationalen Karriere beendet hat, wird sie in London zusammen mit Michael Fuchs (1. BC Bischmisheim) aufschlagen. Das Duo kam in der „bereinigten Weltrangliste“ auf den 14. Platz (regulär Platz 16).

Drei Olympia-Debütanten

Michael Fuchs wird in London erstmals in seiner Karriere an Olympischen Spielen teilnehmen – genauso wie Ingo Kindervater und Johannes Schöttler (1. BC Beuel/1. BC Bischmisheim), die sich einen Startplatz im Herrendoppel sicherten. Nach starken Leistungen im Rahmen der zwölfmonatigen Qualifikationsphase belegten die 33 und 27 Jahre alten Spitzensportler in der bereinigten Weltrangliste“ Platz elf (regulär Platz 18). „Es ist absolut fantastisch, dass wir uns qualifiziert haben, und meine Vorfreude ist jetzt schon riesig! An Olympischen Spielen teilzunehmen, war mein ganz großes Ziel – schon seit vielen Jahren. In den vergangenen Monaten haben wir oft gebangt, gezittert und gehofft. Ich bin sehr, sehr happy, dass wir es jetzt wirklich geschafft haben“, sagte Michael Fuchs, der Mitte April 2012 gemeinsam mit Oliver Roth (PTSV Rosenheim) Vize-Europameister im Herrendoppel wurde.

Damendoppel ohne deutsche Beteiligung

Einzig im Damendoppel bleibt dem DBV ein „olympischer Auftritt“ in der berühmten Wembley Arena, in der rund ein Jahr vor Olympia 2012 die Individual- Weltmeisterschaften im Badminton (8. bis 14. August 2011) ausgetragen wurden, verwehrt. Die Deutschen Meisterinnen und EM-Dritten Sandra Marinello (1. BC Düren) und Birgit Michels werden im aktuellen Ranking der BWF auf Platz 26 geführt und stehen damit in der Reserveliste an dritter Stelle. „Wir haben leider zu spät unsere Form gefunden, um auch die Top-Leute zu schlagen“, erläuterte Birgit Michels. Sandra Marinello ergänzte: „Auch wenn ich sehr traurig bin, dass wir die Qualifikation nach der harten Zeit nicht geschafft haben, so war es eine intensive und schöne Zeit. Wir waren zu jeder Zeit ein Super-Team!“

Größte Medaillenchance im Dameneinzel

Als aussichtsreichste Vertreterin des DBV im Hinblick auf einen Medaillengewinn gilt Juliane Schenk. „Allerdings spielen in diesem Zusammenhang immer viele Faktoren eine Rolle, so zum Beispiel die Auslosung und der Fitness- bzw. Gesundheitszustand der Athleten. Prognosen sind daher zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu treffen. Eine Erwartungshaltung ist diesbezüglich vorhanden, aber inwieweit sich eine Platzierung auf dem Podium realisieren lässt, muss man abwarten“, meinte DBV-Präsident Karl-Heinz Kerst.

Im Unterschied zu anderen Großereignissen im Badminton – wie Individual-WM oder -EM – wird bei Olympia der dritte Patz ausgespielt. Somit bedeutet der Einzug ins Halbfinale des olympischen Badmintonturniers nicht automatisch einen Medaillengewinn.

Nominierung durch den DOSB am 31. Mai 2012

Letztlich entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) über die Nominierung für Olympia. In den Doppeldisziplinen gilt die Regelung: Wer sich qualifiziert hat, darf auch starten. Im Einzel hingegen muss eine Athletin oder ein Athlet zu den Top 20 der „bereinigten“ Weltrangliste zählen, um an den olympischen Badmintonwettbewerben teilnehmen zu dürfen. Die Asse des DBV haben diese Kriterien erfüllt. Die offizielle Nominierung seitens des DOSB hinsichtlich Badminton erfolgt gleich in der ersten Nominierungsrunde, am 31. Mai 2012.

Die Sportart Badminton gehört seit 1992 (Barcelona/Spanien) zum offiziellen Wettkampfprogramm der Olympischen Spiele. Damals wurden allerdings nur die vier Disziplinen Herreneinzel, Dameneinzel, Herrendoppel und Damendoppel ausgetragen. Das Mixed kam erst 1996 (Atlanta/USA) dazu. Seitdem werden jeweils in allen fünf Disziplinen Medaillen vergeben. Das olympische Badmintonturnier 2012 wird zweigeteilt durchgeführt: Auf eine Gruppenphase folgt die K.o.-Runde.

Hinweis: Weitere Informationen zu Badminton bei Olympia erhalten Sie auf der Homepage des Badminton-Weltverbandes BWF unter <link http: www.bwfbadminton.org _blank external-link>www.bwfbadminton.org und auf der Veranstaltungshomepage unter <link http: www.london2012.com _blank external-link>www.london2012.com.

Die qualifizierten Spielerinnen und Spieler aus Deutschland für London 2012:

Herreneinzel: Marc Zwiebler (geb. am 13.03.1984) 1. BC Beuel 2. Teilnahme nach 2008 (auch damals im Herreneinzel)
Dameneinzel: Juliane Schenk (geb. am 26.11.1982) SG EBT Berlin 3. Teilnahme (= Rekord für eine/n deutsche/n Spieler/in) nach 2004 (Dameneinzel sowie Damendoppel zusammen mit Nicole Grether) und 2008 (Dameneinzel)
Herrendoppel: Ingo Kindervater (geb. am 01.01.1979) 1. BC Beuel 1. Teilnahme
Johannes Schöttler (geb. am 27.08.1984)1. BC Bischmisheim 1. Teilnahme
Mixed: Michael Fuchs (geb. am 22.04.1982) 1. BC Bischmisheim 1. Teilnahme
Birgit Michels (geb. am 28.09.1984) 1. BC Beuel 2. Teilnahme nach 2008
(damals als Birgit Overzier und zusammen mit Kristof Hopp, ebenfalls im Mixed)