Mach Mit Bexbach e.V. - Ein Stützpunktverein blickt zurück

Der Schützenverein „Mach mit Bexbach e.V.“ ist seit fünf Jahren Stützpunktverein im Bundesprogramm „Integration durch Sport“. Diese langjährige Zusammenarbeit spricht für das Engagement des Vereins und verdeutlicht die gegenseitige Wertschätzung. Nach fünf Jahren endet diese Förderung entsprechend der Regularien, nicht aber die Kooperation.

Innerhalb dieser Jahre wurden bei dem Schützenverein viele, schöne Erinnerungen gesammelt und erfolgreiche Veranstaltungen durchgeführt, auf die gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden, Stieven Bungert, zurückgeblickt werden.

Herr Bungert, wie kam Ihr Verein dazu, sich im Bereich der Integration zu engagieren? Welche Erfahrungen haben Sie dabei über die Jahre hinweg gesammelt?

Stieven Bungert: Im Jahr 2012 kamen wir durch die Mutter eines Jugendlichen, der bei uns immer noch Bogen schießt, erstmals mit dem Thema „Integration“ in Berührung. Die Mutter arbeitete beim Clearing Haus in Völklingen und betreute dort so genannte „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ (UMF). Im Gespräch kam mir dabei spontan die Frage, ob wir für diese Jugendlichen Bogenschießen als Freizeitmaßnahme anbieten könnten bzw. ob sich das Clearing Haus eine solche Maßnahme überhaupt vorstellen könnte. Daher besprachen wir unsere Idee mit den Verantwortlichen des Clearing Hauses, die von dem Vorhaben begeistert waren und unseren Verein kurze Zeit später besuchen kamen. Innerhalb weniger Tage besprachen wir die Details und planten die Maßnahme - Transport, Trainingstermine, Sicherheitsbelehrung und offizieller Start. Die Maßnahme entpuppte sich bereits nach den ersten Trainingseinheiten als voller Erfolg, mit dem wir anfänglich nicht gerechnet hatten. Schnell verbreitete sich die Nachricht von diesem außergewöhnlichen Sportangebot bei den Jugendlichen im Clearing Haus. Es nahmen mit jeder Einheit mehr Jugendliche teil bis die Trainingszeit letztendlich nahezu überfüllt war. Also erweiterten wir das Angebot und führten mehrere Wochen-Termine durch. Durch Zufall erfuhr ich von dem Vereinswettbewerb „Sterne des Sports“, für welchen wir uns mit genau dieser Maßnahme bewarben. Unser Engagement wurde mit dem „Silbernen Stern“ auf Landesebene belohnt.

Wie kam der Kontakt zu dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ zustande und was ist Ihr Geheimnis der langfristigen, erfolgreichen Zusammenarbeit? 

Stieven Bungert: Herr Kirch vom LSVS sprach mich nach der Preisverleihung von „Sterne des Sports“ an und wir erhielten nähere Informationen zu dem Bundesprogramm Integration durch Sport (IdS). Für uns war von Anfang an klar, dass wir die Maßnahme mit den UMF weiterführen wollten. Es sollte keine „Eintagsfliege“ sein, sondern etwas Langfristiges. So passte IdS optimal in unser Konzept. Unsere Ideen und Angebote wurden von Beginn an, sowohl von Vereinsmitgliedern als auch von der Öffentlichkeit, nicht nur mit positiven Augen gesehen. Zwar hat sich niemand direkt dagegen ausgesprochen, dennoch wurden wir in Bezug auf unsere Maßnahme mit den minderjährigen Flüchtlingen genau beobachtet. Viele Leute standen der Sache von Anfang an sehr offen gegenüber, andere waren eher skeptisch. Dies war bei den minderjährigen Flüchtlingen des Clearing Hauses nicht anders. Bei den ersten Terminen verhielten sich die Jugendlichen sehr zurückhaltend, abwartend und vorsichtig. Spätestens aber nach der dritten Trainingseinheit ergab sich ein komplett anderes Bild: Spaß, gegenseitiges Helfen während des Sports, das Erlernen der deutschen Sprache und Interesse am Verein selbst. Das überzeugte schließlich auch viele Personen innerhalb und außerhalb des Vereins, die zu Beginn Zweifel an dem Vorhaben hatten. Durch unsere Pressearbeit wurde unser Engagement auch bei anderen sozialen Einrichtungen bekannt, woraufhin wir Anfragen von der Diakonie, dem SOS Kinderdorf, von Jugendbetreuern aus den Kommunen im Umkreis sowie von Schulen erhielten. Auch dort konnten wir mit Hilfe von IdS tätig werden. Auch aktuell bestehen viele dieser Kooperationen weiterhin.

Was hat sich seit 2014 innerhalb des Vereins verändert? Auf welche Entwicklung blicken Sie zurück?

Stieven Bungert: Viele Neumitglieder, die von unserem Engagement erfahren, sind positiv überrascht, dass unser Schützenverein im sozial-integrativen Bereich aktiv ist. Z.B. schätzt eine Familie mit Migrationshintergrund, welche mit ihren Kindern bei uns Bogen schießt, unsere Offenheit und fühlt sich bei uns sehr wohl. Der Bogensport ist immer noch eine Randsportart, die ein „exotisches“, nicht alltägliches Sportangebot bietet. In den letzten Jahren entwickelte sich die Sparte des Bogenschießens zur Trendsportart und hat den Schützenvereinen zu einem deutlichen Mitgliederzuwachs verholfen. Solchen Trendentwicklungen sollte ein Verein offen gegenüber stehen. Aus diesem Grund werden wir unser Angebot erweitern und einen weiteren „Exoten“ in unser Sportprogramm aufnehmen, das „Blasrohrschießen“. Bei der ersten Assoziation mit dem Begriff werden sich Viele an ihre Kindheit erinnern, als man mit alten Filzstiftröhrchen und Kirschkernen geschossen hat. Bogen- und Blasrohrschießen sind attraktive Sportangebote, die für jede Altersklasse geeignet sind. Ob Oma, Opa, Vater, Mutter, Kind, Menschen mit und ohne Handicap – alle können diese Sportarten gemeinsam durchführen und Spaß dabei haben.

Auch wenn unser Verein nach fünf Jahren nicht mehr von Integration durch Sport finanziert werden kann, werden wir dennoch weiterhin kooperieren und in dem Bereich tätig sein. Beispielsweise haben wir geplant, bei Veranstaltungen, wie dem Familienfest des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, mitzuwirken und die Inhalte von IdS zu repräsentieren.

Vielen Dank für das Interview, Herr Bungert! Wir bedanken uns zudem für die erfolgreiche Zusammenarbeit in den letzten fünf Jahren und wünschen Ihnen und Ihrem Verein alles Gute für die Zukunft!