Leichtathletik: U23-EM - Kai Kazmirek holt Zehnkampf-Krone

Es war ein Zehnkampf der Rekorde für Kai Kazmirek. Der 21-Jährige von der LG Rhein/Wied ist der neue U23-König der Zehnkämpfer in Europa.

Mit vier Bestleistungen an zwei Tagen und dem besten Gesamtergebnis, das mit 8.366 Punkten noch über seinem vom Winde verwehten Ergebnis vom Erdgas-Mehrkampf-Meeting in Ratingen liegt, zieht er als zweitbester Zehnkämpfer der Geschichte in die Statistiken der U23-Europameisterschaften ein. Im Ziel schaffte Kai Kazmirek (LG Rhein/Wied) es noch so gerade die Arme in die Höhe zu recken, bevor er völlig entkräftet zu Boden sank. Mit letzter Kraft lief er über die 1.500 Meter 4:34,46 Minuten – und war damit so schnell wie noch nie zuvor in seiner Zehnkampfkarriere. Gold in Tampere, damit hatte der 21-Jährige nicht gerechnet.

„Ich bin völlig ohne Erwartungen hergefahren“, sagte er im Ziel, während die Deutschland-Fahne an seinen Schultern klebte und ihm die schweißnassen Haare ins Gesicht hingen. „Ich habe den Wettkampf hier vorher eher als gutes Training gesehen.“

Aus dem guten Training wurde der beste Zehnkampf seines Lebens. Bestleistung über 100 Meter (10,81 sec), Bestleistung im Weitsprung (7,58 m), Bestleistung im Diskuswurf (44,77 m), Bestleistung im Stabhochsprung (5,20 m), Bestleistung im schon erwähnten 1.500 Meter-Lauf und noch eine Saisonbestleistung über 400 Meter (46,98 sec) – „schon verrückt“.

Lockerheit als Schlüssel

Vielleicht war es gerade die Lockerheit, die ihm den Erfolg bescherte. Als diese ihm nämlich abhandenkam, ging es kurzzeitig bergab. „Das Speerwerfen, da will ich gar nicht drüber reden.“ 52,69 Meter brachte er hier zustande. „Nicht laut sagen, mein Trainer wird schimpfen.“ Sein Speerwurftrainer ist der 75-jährige  Hermann Salomon, der dreifache Olympiateilnehmer im Speerwerfen.  Er hat Kai Kazmirek im Training regelmäßig an die sechzig Meter werfen sehen. „Das wollte ich hier auch zeigen und mit dem Gedanken im Hinterkopf, habe ich mir dann Druck gemacht.“

Seine Devise daher vor der letzten Disziplin, dem 1.500-Meter-Lauf: „Reiß dich zusammen, Kai.“ Das tat er dann auch. „Schrecklich anstrengend, so ein 1.500-Meter-Lauf, aber ohne würde mir auch was fehlen.“ Eine Quälerei, die mit Gold belohnt wurde.

Nachdem Johannes Hock (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach dem ersten Tag mit einer neu aufgebrochenen Ellbogen-Verletzung den Zehnkampf beenden musste, war neben Kazmirek nur noch ein weiterer Deutscher im Wettkampf. Patrick Scherfose schlug sich bei seiner ersten internationalen Meisterschaft als 17. mit 7.444 Punkten ordentlich. „Siebtzehnter – das klingt erstmal nicht so toll“, sagte der Zehnkämpfer von der LG Weserbergland selbstkritisch. „Aber es war ganz eng.“ Mit 200 Punkten mehr, wäre er auf dem siebten Platz gelandet. Besonders zufrieden war er mit dem Hochsprung, wo er trotz einer Fußverletzung mit 1,89 Metern Saisonbestleistung sprang.

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