Koreanische Großmeister bei der Taekwondo Union Saar zu Gast

Anfang März lud die Taekwondo Union Saar zu einem Lehrgang mit den Großmeistern Chung Sun-Yong (9. Dan) und seinem Sohn Miguel (6. Dan) ein. Rund 60 Sportler sind dem Ruf der beiden Großmeister und der TU Saar gefolgt.

Chung Sun-Yong ist wahrlich ein "Urgestein" der koreanischen Kampfkunst und hat noch bei General Choi Hong-Hee, dem Gründervater des Taekwondo, gelernt und trainiert. So gesehen wunderte es wenig, dass die Theorie-Einheiten, die das mitunter schweißtreibende Training unterbrachen, auch und gerade mit wissenswerten Anekdoten über die Historie der Kampfkünste im Allgemeinen und die des Taekwondo im Besonderen gespickt waren. Und so dürfte es manch Weiß- und Gelbgurt vielleicht ein wenig verwundert haben, dass Choi Shotokan und andere Karate-Stile während der japanischen Besatzung trainiert hat. Der Grund, weswegen Taekwondo, zumal im Ausland und den Staaten, anfangs auch "koreanisches Karate" genannt wurde!

Laut Großmeister Chung, gehen die Veränderungen und die Bevorzugung der Tritt-Techniken im Taekwondo dann auch und gerade auf den Wettkampf-Sport zurück, so dass heute unser Taekwondo zu 60 bis 70 Prozent aus Kicktechniken besteht. Das sei im Karate genau umgekehrt, wo die Tritte allenfalls 40 Prozent ausmachen.Der Clou an dem Breitensportlehrgang: Großmeister Chung Sun-Yong, der heute (s)eine Taekwondo-Akademie in Portugal betreibt und, Anfang der siebziger Jahre die koreanischen Kampfkünste ins westlichste Land Europas trug, unterrichtet sowohl die traditionellen (dem Karate in der Tat noch sehr ähnlichen) Hyong als auch die modernen WTF-Formen, so dass der Lehrgang für Vertreter der unterschiedlichsten Stilrichtungen und Verbände interessant war.

Unterstützt wurde Großmeister Chung im saarländischen Rohrbach durch Sohn Miguel, ebenfalls Großmeister und Träger des 6. Dan. Wie sein Vater ein Weltreisender in Sachen Kampfkunst. Denn während Chung Sun-Yong bereits in Vietnam, Mosambik, Israel, der Sowjetunion und Hongkong Taekwondo und Selbstverteidigung unterrichtet hat, führte Miguel sein Kampfkunstlebensweg unter anderem nach Korea und in die Staaten. Gut möglich, dass er sich hier auch seinen militärisch anmutenden Trainingsstil (der auch für die USA und insbesondere für das dortige Kinder- und Jugendtraining üblich ist) angeeignet hat? Denn auf die Frage "Haben Sie alles verstanden - oder bestehen noch Fragen?" zeigte sich Miguel Chung (freilich auf eine sehr liebenswürdige Art) stets sehr überrascht, wenn nicht sogleich ein vielstimmiger Chor "Nein, Sabunim!" durch die Halle schallte. Doch bald hatten sich die saarländischen Sportler (unterstützt durch einige französische Taekwondo-Fans) auf diese Marotte eingestellt - und so war noch am Ende des mehrstündigen Lehrgangs auf Miguels Frage "Seien Sie müde?" ein vielstimmiges "Nein, Sabunim!" zu hören.

Bis es so weit war, kam die Taekwondo-Gemeinde (darunter Vereinstrainer mit dem 4. Dan bis hin zu Gelb- und Weißgurten) bei den unterschiedlichen Stellungen und Blockausführungen im Karate, im traditionellen und im WTF-Taekwondo (siehe oben) gehörig ins Schwitzen. Interessant wurde es dann (und das jenseits aller stilspezifischen Unterschiede), wenn Miguel mit einem Holzschwert Maß nahm: Denn ein Block muss natürlich, ganz gleich wie er nun genannt und ausgeführt wird, funktionieren! Dazwischen erklärte Großmeister Chung Sun-Yong, wie mehr Power aufgebaut wird und dass sich in dem koreanischen Wort für den Kampfschrei, dem Kihap, und der koreanischen Selbstverteidigungskunst Hapkido, dieselben Silben finden lassen, dass also auch beim Kihap die Kräfte mobilisiert und konzentriert werden.

Apropos Kräfte: Trotz nachlassender Kräfte zum Lehrgangsende, wurde den Teilnehmern (darunter auch viele Frauen und Mädchen) bei der taekwondo-spezifischen Selbstverteidigung dann noch einmal das Letzte abverlangt. Vorher waren, unter den wachsamen Augen der beiden Großmeister, die ersten drei Poomse trainiert wurden. Stirnrunzeln gab es bei den DTU-Stilisten dann angesichts der 3. Hyong (genannt To-San), die allenfalls noch den altgedienten und heute hochgraduierten Vereinstrainern bekannt war. Doch das hinderte die Gruppe nicht daran, auch diese samt Anwendungen zu trainieren.