Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund in die Vereinsarbeit

Der Landessportverband für das Saarland bemüht sich seit vielen Jahren um die Integration von Menschen in den organisierten Sport – zum Beispiel im Rahmen des Programms „Integration durch Sport“ und des Projekts „Willkommen im Sport“.

Dabei steht das „Mitmachen“ in Sportvereinen im Vordergrund, um das Kennenlernen mit hier lebenden Menschen zu fördern. Ein weiteres, wichtiges Ziel ist die Förderung des Ehrenamts, ohne das im saarländischen Sport nichts funktionieren würde. Nur wenn es uns gelingt, auch Menschen mit Migrationshintergrund für das Ehrenamt zu qualifizieren und zu begeistern, kann Vereinsentwicklung in diesem Themenfeld nachhaltig Erfolg haben.

Aus diesem Grund bindet auch der LSVS immer wieder Menschen mit Migrationshintergrund als Übungsleiter und Betreuer in die eigenen Maßnahmen mit ein. Dies sorgt einerseits für eine große Vielfalt in den Teams des LSVS, andererseits finden so neu zugewanderte Menschen den Einstieg in ein Engagement im Sportverein. Um die Aufwendungen (zum Beispiel Reiskosten) der freiwilligen Helfer zu decken, erhalten diese zum Teil im Rahmen der sogenannten „Übungsleiterpauschale“ eine kleine Aufwandsentschädigung.

Diese Entschädigung und Anerkennung der gebrachten Leistung kann für einige der Engagierten aber auch große Probleme mit sich bringen:

Viele der neu zugewanderten Menschen sind gerade zu Beginn auf Unterstützungsleistungen des Staates angewiesen (zum Beispiel nach SGB II) und dürfen entsprechend den gesetzlichen Regelungen monatlich nur zwischen 100 und 200 Euro „hinzuverdienen“.

Nun kommt es aber bei einem freiwilligen Engagement durchaus vor, dass die Aufwandsentschädigung pro Monat nur wenige Euro beträgt und (zur Vereinfachung der Abläufe) das Geld 3 oder 4mal im Jahr ausgezahlt wird. Dass an dieser Stelle das zuständige Amt eine Nachfrage stellt und die Unterlagen anfordert, ist absolut verständlich und sollte eigentlich durch entsprechende Kommunikation im Vorfeld seitens des Leistungsempfängers geklärt werden.

Kommentar von N. Ghallat –

die Einordnung der hier geschilderten Situation spiegelt ausschließlich die private Meinung des Verfassers wider. Diese muss in keiner Weise mit der des Landessportverbands für das Saarland übereinstimmen.

Anspruch der Integration und Realität bürokratischer Stolperfallen

Jedoch stellt sich die Frage, inwiefern ein solches „Kommunikationsdefizit“ sofort zu einer Streichung aller Leistungen für die gesamte Familie des Betroffenen führen sollte. So ist uns ein Fall bekannt, in dem ein Übungsleiter den Betrag von 250 Euro erhielt, der ihm laut den Monatsabrechnungen für das gesamte Jahr zustand. Ohne Ankündigung wurden der betroffenen Familie mit zwei Kindern weder die Gelder für Miete noch Regelleistungen ausbezahlt. Der Schock saß natürlich tief und wirkt auch heute noch nach.

Zur Verfasserin, Frau Ghallat arbeitet seit 2015 in der Integrations- und Flüchtlingsarbeit und hat auch selber schon eine gewisse Zeit in arabischen Ländern gelebt. Neben Ihrer Hauptamtlichen Tätigkeit im sozialen Bereich, arbeitet sie auch ehrenamtlich mit diesem Personenkreis zusammen.

Vielen Jobcentern können wir ein – aus unserer Erfahrung – sehr sensibles und sachkundiges Vorgehen mit den unterschiedlichen Zielgruppen bescheinigen. Genauso müssen wir aber sagen, dass es sich bei dem oben beschriebenen Fall nicht um eine absolute Ausnahme handelt. Wenn wir wollen, dass Menschen sich in Deutschland „einleben“ können und wir die Erfüllung vieler Auflagen von ihnen fordern, sind wir auch in der Pflicht, diese Auflagen für alle verständlicher zu machen.

Wie würden wir uns in einem fremden Land fühlen, dessen Sprache wir nicht sprechen, dessen Verwaltung wir nicht kennen und in dem wir auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind? Vor allem wenn wir merken, dass uns viele der Einheimischen nicht mit offenen Armen empfangen, sondern uns vorwerfen, dass wir uns nur „an den Geldtöpfen“ bedienen wollen. Stellen sie sich nun noch vor, sie bemühen sich selbst um Spracherwerb, soziale Kontakte und engagieren sich freiwillig im Verein – ebenso, wie man es ihnen immer wieder im Integrationskurs und an vielen anderen Stellen erzählt. Sie haben immer wieder gehört, wie wichtig das Knüpfen von Kontakten für die persönliche Entwicklung ist und bemühen sich daher um eine entsprechende Tätigkeit.

…und stellen sie sich zum Schluss vor, dass sie aufgrund dieses Engagements plötzlich in der Angst leben, dass sie und ihre Familie mitsamt den Kindern eben aufgrund dieses Engagements bald auf der Straße sitzen und nicht wissen, wovon sie leben werden. Würden sie sich gerecht behandelt fühlen und sich auch künftig noch engagieren?