Drama beim Triathlon-WM-Finale mit bronzenem Happyend für Haug

Mit einem solchen Rennverlauf konnte vor dem Finalrennen der Triathlon-Weltmeisterschaftsserie in London niemand rechnen. Anne Haug aus Bayreuth erkämpfte sich nach großem Rückstand beim Schwimmen unter Mithilfe der Dettingerin Anja Knapp mit Rang 35 beim Wettkampf im Hyde Park noch bravorös die WM-Bronzemedaille.

 Top-Favoritin Gwen Jorgensen aus den USA schied nach einem Radsturz aus, und die Britin Non Stanford holte sich die WM-Krone mit einem Sieg vor heimischem Publikum. Nach 2:01:32 jubelte Stanford im Ziel über Tagessieg und WM-Titel (4220 Punkte), den sie vor ihrer Landsfrau Jodie Stimpson (4., 3805 Punkte) errang. Nach 2:06:28 Stunden durfte auch Anne Haug (3110 Punkte) das Happyend eines verkorksten Renntages, die Bronzemedaille, bejubeln. Rebecca Robisch (Saarbrücken) wurde in London 21., Anja Knapp belegte nach ihrer aufopferungsvollen Radarbeit für die Teamkollegin am Ende Rang 46.

„Es gibt so Tage im Sport. Wichtig ist, dass man nie aufgibt und bis zum Ende kämpft“, lautete im Ziel das Fazit der WM-Dritten Anne Haug. „Das habe ich heute getan. In der zweiten Laufrunde wurde mir zugerufen, dass ich noch zwei Plätze gut machen muss, und da bin ich fast um mein Leben gerannt. Das war eine hart verdiente Bronzemedaille, wenn man sich den Rennverlauf ansieht.“ Mit diesen Statements traf sie natürlich auch die Gemütslage des Trainerteams. „Wir sind heute früh aufgestanden mit der Chance auf eine Goldmedaille, aber nach diesem unerwarteten Rennverlauf muss und darf man jetzt mit Bronze zufrieden sein“, sagte Bundestrainer Dan Lorang. „Wie man an Gwen Jorgensen sieht, hätte es noch ganz anders kommen können und wir stünden mit leeren Händen da.“

Für Haug war das Rennen eigentlich nach dem Schwimmen schon gelaufen. Mit rund zwei Minuten Rückstand verließ sie die Serpentine, nachdem sie an der ersten Boje eine kleine Panikattacke bekommen hatte. „Ich weiß auch nicht genau, was da passiert war, aber ich habe hyperventiliert und bin dann teilweise sogar Brust geschwommen“, so Haug. Da das Feld deshalb schnell von dannen zog, musste sie alleine hinterherschwimmen und somit auch alleine die Verfolgung auf dem Rad starten. Ihre Teamkollegin Anja Knapp war als Vierte dem Wasser entstiegen, und auch Rebecca Robisch hatte die erste Gruppe erwischt.

Um die Vize-Weltmeisterin des Vorjahres zu unterstützen, ließ sich Knapp zurückfallen und organisierte dann eine gemeinsame Aufholjagd auf dem Rad. „Zum Glück ist Anne irgendwann dann noch aufgefahren, ich hatte erst Angst, dass sie hatte aussteigen müssen“, beschreibt Knapp diese Rennphase, von der sie bis zu Haugs erlösendem Ruf nichts mitbekommen hatte. Dem deutschen Duo gelang es dann zwar, einzelne Fahrerinnen einzusammeln, doch die Spitzengruppe aus anfangs 25 Athletinnen drückte ebenfalls aufs Tempo und vergrößerte den Vorsprung noch ein wenig. In dieser ersten Gruppe fuhren alle Favoritinnen, die Führende des Rankings, Gwen Jorgensen, allerdings nur, bis sie auf dem rutschigen Asphalt stürzte und letztlich das Rennen sogar aufgeben musste. „Von da stand dann natürlich wieder die Bronzemedaille im Fokus“, erklärt Bundestrainer Lorang, so dass wir Anne nicht nur über die Abstände informierten sondern ihr auch zuriefen, wie viele Konkurrentinnen sie noch überholen muss. Dank der tollen Mithilfe von Anja Knapp ist dies am Ende glücklicherweise auch gelungen.“

Während vorne Non Stanford souverän ihre Kreise zog und nach dem U23-WM-Titel des Vorjahres nun die Elitekrone errang, arbeitete sich Haug Stück für Stück an die Bronzemedaille heran. „Ich bin natürlich nicht zufrieden mit dem heutigen Rennen, aber die Medaille entschädigt am Ende dennoch, denn ich hatte insgesamt ein wirklich gutes Jahr“, sagte Haug und fügte ein Extralob an Knapp hinzu. „Anja hat mich wirklich toll unterstützt, dafür bin ich ihr sehr dankbar.“

Die Beschriebene lief mit den verbliebenen Kräften am Ende als 46. ins Ziel, freute sich aber wie das gesamte Team über die Medaille. Rebecca Robisch war da auch wieder zu Kräften gekommen, nachdem sie alles aus sich herausgeholt hatte. Die kälteempfindliche Saarbrückerin lieferte ein beherztes Rennen und kam so als ordentliche 21. in die Wertung. „Das Gesamtfazit ist somit ein gutes“, beschloss Lorang einen aufregenden und alles andere als alltäglichen Triathlon-Renntag.

Guter Abschluss der deutschen Herren beim WM-Finale in London

Durchaus zufriedenstellend verlief das letzte Rennen der Triathlon-Weltmeisterschaftsserie 2013 in London für die Herren der Deutschen Triathlon Union. Bester deutscher Athlet beim ITU Grand Final im Hyde Park war nach 1:49:34 Stunden der Potsdamer Franz Löschke als Elfter. Jonathan Zipf (1:50:08 Stunden) lief auf Rang 20 ins Ziel, Steffen Justus (1:50:43 Stunden) auf Rang 29 und Gregor Buchholz (1:55:15 Stunden, alle Saarbrücken) beendete das letzte Rennen der WM-Saison auf Platz 53. Sieger in London und damit auch neuer Weltmeister ist der Spanier Javier Gomez, jeweils auf Platz zwei Jonathan Brownlee aus Großbritannien und jeweils Dritter Gomez‘ Landsmann Mario Mola.

„Ich bin total zufrieden“, sagte Löschke im Ziel. „Ich wollte noch einmal einen guten Saisonabschluss schaffen und das ist mir gelungen.“ Zufrieden war auch DTU-Cheftrainer Ralf Ebli. „Das ist sogar etwas besser als wir erwartet hatten. Bei einem Grand Final mit starker Besetzung nahezu Top Ten, wenn man die Zeiten sieht, und zudem noch Platz 20 geht vollkommen in Ordnung.“