Diskriminierung im Sport? Nicht mit uns!

Unter diesem Motto startete unser Projektteam von „Wir für uns Vereine als Orte der Mitwirkung“ Ende des vergangenen Jahres eine Kooperation mit dem Saarländischen Fußballverband.

Regenbogenkinder-Olympiade am 24.09.2021 in Saarbrücken . Copyright: Andreas Schlichter Foto ist honorarpflichtig! ( + Belegexemplar )

Durch die Zusammenarbeit unterstütz das Projektteam den Saarländischen Fußballverband im Umgang mit Fällen von Diskriminierung im Fußball. Für dieses Vorhaben wurde extra eine Stelle geschaffen, die seit dem ersten Dezember 2021 von Jasmin Dickerson besetzt ist. Warum Jasmin für das Thema Antidiskriminierung brennt und wie sie Betroffene unterstützen will, erzählt sie euch am besten selbst:

„Einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte ich bereits sehr früh in meiner Kindheit. Genau wie die Bereitschaft, mich unbeliebt zu machen. Da ich selbst viel Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt war, sei es aufgrund meiner Ethnie, meiner außergewöhnlichen Größe oder dass ich einfach ein bisschen anders ticke als die meisten Menschen, habe ich mich früh für eine inklusive Gesellschaft eingesetzt. In meiner Jugend gehörte ich diversen Subkulturen an, alle hatten gemeinsam, dass sie keine Menschen ausgrenzen wollten.

Je älter ich wurde, desto mehr verfestigte sich mein Wunsch, auch beruflich in diese Richtung zu gehen. Zunächst begann ich, damals noch in Berlin wo ich für 14 Jahre gelebt habe sozialkritische Artikel für verschiedene Magazine zu schreiben, erst einmal als Nebentätigkeit. Nachdem meine Tochter geboren und ich alleinerziehend wurde, entschied ich mich, zurück in meine Heimat, das Saarland zu ziehen. Dort begann auch bereits die Diagnostik meiner Tochter, die wie sich herausstellte eine seltene Genanomalie hat, wodurch sie mehrfach schwerstbehindert ist.
Ich begann, unsere Reise zur Diagnose und meinen Umgang damit auf Instagram zu teilen und konnte innerhalb kürzester Zeit eine beachtliche Gefolgschaft aufweisen. Dadurch bot sich mir die Möglichkeit, weiterhin auf diskriminierende Systeme und fehlende Diversität aufmerksam zu machen. Ich begann in einer Beratungsstelle gegen Diskriminerung in der Öffentlichkeitsarbeit zu arbeiten. Gleichzeitig wurde ich durch meine Texte, meinen Blog und meine online Präsenz zu öffentlichen Diskussionen eingeladen oder durfte als Referentin Vorträge und Workshops zum Thema Inklusion, Diversität und Diskriminierung halten.

Als ich die Stellenausschreibung für das Projekt sah, war ich also überzeugt, hier meine nächste Etappe antreten zu können. Ich glaube, als selbst betroffene Person werde ich niemals aufhören, für diese Themen zu brennen. Denn nur eine Gesellschaft, in der alle Menschen die gleichen Chancen haben, in der alle Menschen als gleichwertig angesehen werden, ist für mich eine erstrebenswerte Gesellschaft.

Zusammen mit dem Saarländischen Fußballverband möchten wir in einer ersten Phase eine Anlaufstelle aufbauen, an die Fälle von Diskriminierung im Fußball gemeldet werden und an die sich Betroffene jederzeit wenden können. Hier sollen Beratungen, Aufklärungsveranstaltungen, Austausch und Annäherung stattfinden. Wir arbeiten eng mit den Sportvereinen zusammen und richten unsere Arbeit nach den individuellen Bedürfnissen aus, die wir in gemeinsamer Absprache eruieren. Später soll die Anlaufstelle dann auch allen anderen Sportfachverbänden zur Verfügung stehen.

Bei der Arbeit ist mir wichtig, dass wir nachhaltig inklusivere und diversere Strukturen schaffen. Dass wir mit und voneinander lernen können. Ich möchte nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, sondern mit der ausgestreckten Hand. Dieses Projekt wird nur dann erfolgreich sein, wenn wir alle zusammenarbeiten. Fortschritt ist kein Einzelkampf, sondern Teamarbeit.  Erreichen will ich den Fortschritt durch Workshops, Einzelgespräche, viel Zuhören und Öffentlichkeitsarbeit.