Deutsches Damentrio guter Dinge vor dem Olympiarennen

Samstagmorgen um 09:00 Uhr Ortszeit (10:00 Uhr MEZ) ist es soweit. Der olympische Triathlon der Damen wird mit dem Schwimmen in der so genannten „Serpentine“, einem See im Londoner Hyde Park, gestartet. Und dann geht es für das deutsche Trio mit Svenja Bazlen (Freiburg), Anja Dittmer (Saarbrücken) und Anne Haug (München) darum, sich gleich eine gute Ausgangsposition für das folgende Radfahren und Laufen zu schaffen.

„Das Team ist gesund und munter, und wir sind alle voller Vorfreude auf den Wettkampf“, umschreibt Wolfgang Thiel, Sportdirektor der Deutschen Triathlon Union, die Stimmung in der deutschen Delegation. Entsprechend gehen er und die drei deutschen Damen auch durchaus optimistisch in das Londoner Rennen. „An Medaillenspekulationen nehme ich nicht teil, denn es wird viel vom jeweiligen Rennverlauf abhängen“, so Thiel. „Aber unsere letzten Vorbereitungstage liefen sehr gut und wir haben noch einige Schlüsseleinheiten hinter uns bringen können.“

Leichte Sorgen bereitete dabei Anja Dittmer. Die gebürtige Neubrandenburgerin, einzige Triathletin der Welt, die sich für alle vier olympischen Triathlon-Wettkämpfe seit 2000 qualifizieren konnte, plagte sich mit einer Muskelverhärtung im Oberschenkel herum. „Mir geht’s aber ganz gut“, ist Dittmer positiver Dinge. „Ich habe eine gute Behandlung bekommen und hoffe, dass die Muskulatur am Samstag halten wird.“ Der Blick geht also nach vorn und Dittmer kann dabei selbstbewusst an den Start gehen, hatte sie bei der letztjährigen Generalprobe in London einen hervorragenden dritten Platz belegt. „Das ist natürlich ein neues Rennen und die Karten werden neu gemischt, aber das 2011er-Resultat gibt schon Selbstvertrauen.“

Voller Tatendrang sind natürlich auch ihre beiden Teamkolleginnen. „Es ist einfach ein tolles Gefühl, Teil dieser großen olympischen Sportfamilie zu sein“, sagt Svenja Bazlen. „Dem Rennen sehe ich positiv entgegen. Ich fühle mich gut vorbereitet und ruhe mich die letzten beiden Tage noch etwas aus.“ Mit einer Top15-Platzierung nennt sie auch eine konkrete Zielsetzung. Im Vorjahr stand Platz 13 zu Buche. „Doch wenn die Tagesform stimmt, kann es gerne auch etwas weiter vorne sein.“ Im Training der letzten Wochen hatte sie den Fokus vermehrt auf das Schwimmen und das Laufen gelegt. „Meine Radstärke kann ich bei dieser flachen Strecke nämlich nicht optimal ausspielen.“

Besonders auf das Schwimmen wird es bei Anne Haug ankommen, die in der ersten Disziplin zuletzt nicht konstant ihr Leistungsvermögen abrufen konnte. Insofern macht sie sich auch keine vorherigen Platzierungsgedanken. „Es ist für jeden Sportler ein Traum, bei Olympia dabei zu sein, darauf arbeitet man hin. Und nun stehen in London die Besten am Start, da kann man vorher nicht sagen, wie das Rennen ausgehen wird. Es kann weit nach vorne gehen, es kann aber auch weit nach hinten gehen, darüber entscheiden oft Kleinigkeiten“, will die 29-Jährige ihre Teilnahme genießen, ihr Bestes geben und dann schauen, was am Ende auf der Ergebnisliste herauskommen wird.

Schauen können auch die deutschen Sport- und Triathlonfreunde auf das Rennen. Die ARD wird live berichten, wenn sich Bazlen, Dittmer und Haug mit den besten Triathletinnen der Welt um olympische Ehren messen werden. Zu den Anwärterinnen auf vordere Plätze sind auf jeden Fall die Lokalmatadorin Helen Jenkins und die Schweizerin Nicola Spirig zu rechnen, die bei den letzten zwei WM-Rennen über die Olympische Distanz in Madrid und Kitzbühel den Sieg erringen konnte. Ebenfalls in guter Form präsentierten sich vor 14 Tagen die Australierinnen Erin Densham als Siegerin und Emma Moffat als Zweite beim Sprintrennen in Hamburg.

 

Interview mit Anja Dittmer vor ihrem vierten olympischen Triathlonrennen

Hallo Anja Dittmer, Sie hatten zuletzt leichte Verletzungssorgen. Wie geht es Ihnen?
Mir geht es ganz gut, danke. Ich habe eine gute Behandlung erhalten und hoffe, dass die Muskulatur am Samstag hält. Insgesamt fühle ich mich gut und fit. Ich weiß, dass ich gut trainiert habe.

Bei der Generalprobe in London im letzten Jahr waren Sie Dritte. Nimmt man dieses Resultat mit in das nun folgende Olympiarennen?
Samstag ist schon ein ganz neuer Wettkampf und wie sagt man so schön: Die Karten werden immer wieder neu gemischt. Zudem ist es natürlich auch ein viel, viel wichtigerer Wettkampf: der olympische. Aber das gute Ergebnis von 2011 gibt mir schon Selbstvertrauen. Ich habe gesehen, dass es ziemlich weit nach vorne gehen kann, und damals waren ja auch die meisten Top-Damen mit am Start.

Wie werden Sie das Rennen am Samstag angehen. Legen Sie sich eine spezielle Taktik zurecht?
Das würde ich nicht so bezeichnen. Natürlich will ich sehen, dass ich im Schwimmen vorne mit dran bleiben kann und gut in die nächsten Disziplinen komme. Wenn die schnellen Schwimmerinnen richtig Gas geben, werde ich vermutlich nicht in der Spitze mithalten können, daher ist es dann wichtig, im vorderen Feld zu sein und schnell wieder aufzufahren.

Sie sind seit Montag in London. Wie erleben Sie die olympische Stimmung?
Das ist wirklich etwas sehr Schönes, das ich auch so gut es geht zu genießen versuche. Diese Atmosphäre ist etwas Besonderes, das man kaum beschreiben kann. Manchmal ist es mit einem gewissen Aufwand verbunden, wenn man vom Olympischen Dorf zu den Wettkampfstätten muss und wenn man sich um die Räder kümmern muss. Aber das gehört dazu und macht es auch einmalig. Ich weiß, dass viele Sportler gerne bei Olympia dabei sein würden, deshalb bin ich schon dankbar das erleben zu können. Das ist schon wirklich cool.