Ziel: Schneller sein als jemals zuvor

SaarSport-Magazin, Leistungssport

Schwimmer Christoph Fildebrandt zum dritten Mal in Folge bei den Olympischen Spielen am Start.

Christoph Fildebrandt hat ein klares Ziel vor Augen: „Ich will schneller sein als jemals zuvor“, sagt er. Die Ansage des Schwimmers der SSG Saar Max Ritter gilt seinen Kontrahenten in Tokio. „Filde“ wird nämlich nach London 2012 (6. Platz 4x100 Meter Freistil, 28. im Einzel) und Rio de Janeiro 2016 (6. Platz 4x200 Meter Freistil) zum dritten Mal in Folge an den Olympischen Sommerspielen teilnehmen. Mit der Zeit von 49,05 Sekunden knackte der 31-jährige Freistil-Spezialist die Quali-Norm für die 4x100-Meter-Staffel Mitte April in Berlin. Offiziell wird sein Ticket nach Tokio, wo die Spiele zwischen dem 23. Juli und 8. August stattfinden sollen, aber erst mit der Nominierung durch den Deutschen Schwimm-Verband (DSV).

Ich hatte das Glück, dass ich an der Sportschule in Saarbrücken durchgängig trainieren konnte – wenn auch unter anderen Bedingungen und Hygienemaßnahmen“, sagt Fildebrandt angesichts der besonderen Umstände in der Corona-Pandemie: „Das ist für uns Sportler natürlich das Wichtigste, um auf hohem Niveau Leistung bringen zu können. Ich bin sehr froh, dass das so gut geklappt hat.“ Auch im Privatbereich machten und machen ihm die Einschränkungen durch die Bekämpfung der Pandemie nicht wirklich zu schaffen. „Ich fühle mich nicht unwohl, sondern lebe mein Leben so, wie ich es davor auch gemacht habe. Ich bin keiner, der abends gern zum St. Johanner Markt was trinken geht, und empfinde daher tatsächlich keine wesentliche Beeinträchtigung“, sagt er und stellt fest: „Ich bin halt eher ein Zuhause-Mensch als ein Weggeh-Mensch.“ Zwar ist ihm die Olympia-Qualifikation gelungen, doch Fildebrandt gibt zu: „Ich hatte mir eigentlich mehr vorgenommen.“ Die Trainingsergebnisse waren nämlich so vielversprechend, dass er sich zum Ziel gesetzt hatte, unter 49 Sekunden zu bleiben und damit auch die Einzelnorm zu knacken. „Aus Gründen, die wir noch nicht genau analysieren konnten, hat das leider nicht geklappt“, bedauert der Wuppertaler, der seit 2013 im Saarland lebt und seit 2014 bei der saarländischen Polizei angestellt ist.  Eine letzte Chance für eine weitere Disziplin gibt es noch: Vor Ort in Tokio könnte er sich noch als schnellster Freistil-Schwimmer für die Lagen-Staffel empfehlen.

Bis dahin liegen noch drei Monate intensiver Vorbereitung vor Christoph Fildebrandt. Nach der erfolgreichen Qualifikation hatte er sich nur einen freien Tag gegönnt, bevor es wieder in die Vollen ging. Becken, in diesem Fall. „Das war schon ungewohnt, normalerweise mache ich nach solchen Hauptwettkämpfen ein paar Tage mehr Pause“, gibt er zu und ergänzt: „Aber dieses Mal haben wir gar keine Zeit verschwendet und sind gleich wiedereingestiegen.“

Und zwar nicht etwa in einen klassischen Aufbaublock, sondern in ein Programm, das bis drei Wochen vor den Olympischen Spielen gezielt hohe Intensitäten vorsieht. Mit dem Ziel, die Geschwindigkeit, die er im Moment draufhat, dauerhaft zu halten. Dazu werden punktuelle Belastungsspitzen gesetzt, um sich auf Dauer zu steigern. 

Das Hochhalten der Intensität gelingt derzeit ganz gut. Auch dank der Unterstützung eines neuen Trainingspartners: Der ukrainische Weltklasse-Athlet Andriy Govorov bereitet sich in Saarbrücken auf die Schwimm-Europameisterschaften in Budapest und danach wohl ebenfalls auf die Olympischen Spiele vor. „Ich trainiere ab und an mit ihm zusammen, was richtig viel Spaß macht. Einen solchen Hochkaräter als Trainingspartner zu haben, ist echt cool“, freut sich Fildebrandt. Govorov scheint der ideale Sparringspartner zu sein, um sich im Training zu motivieren und auf die Weltklasse-Konkurrenz in Tokio vorzubereiten. Beide Schwimmer werden derzeit vom US-Amerikaner Luther Jones trainiert, der Teil des Trainerteams des Saarländischen Schwimm-Bunds (SSB) ist. 

Ob und wann es Trainer Jones gelingt, „Filde“ in Tokio „schneller als jemals zuvor“ schwimmen zu lassen, bleibt spannend. Erst recht, welche Platzierung mit der neuen Bestzeit möglich ist.

Text: Sebastian Zenner