Margit Jungmann freut sich auf Zusammenarbeit mit LSVS-Vorstand

SaarSport-Magazin, LSVS

Margit Jungmann, stellv. Vorsitzende des Aufsichtsrates im Gespräch mit SaarSport-Mitarbeiter Sebastian Zenner.

Margit Jungmann ist stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) und damit seit der Neustrukturierung des LSVS dessen Vizepräsidentin. Die 65-jährige gebürtige Triererin war bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand Dezernentin (Bildung und Immobilienmanagement) und Leiterin der Stabsstelle Bildung beim Landkreis Saarlouis und gehörte dort auch dem Corona-Krisenstab an. Sie ist Präsidentin und damit die erste Frau an der Spitze des Verbandes der World Masters Athletics (WMA), dem Leichtathletik-Weltverband der Seniorinnen und Senioren. Im Gespräch mit SaarSport-Mitarbeiter Sebastian Zenner, das Anfang Mai 2021 stattfand, berichtet sie über den Status Quo beim LSVS und blickt zuversichtlich in die Zukunft.

Frau Jungmann, gerade hat der LSVS öffentlich mitgeteilt, dass die zum 1. Februar 2021 eingestellten Vorstände auch über die Probezeit hinaus im Amt bleiben werden. Sie sind also mit der Arbeit von Johannes Kopkow und Joachim Tesche zufrieden?
Margit Jungmann
: Ja, das sind wir. In manchen Presseberichten wurde der Eindruck erweckt, wir hätten lediglich die Probezeit verstreichen lassen. Dabei haben wir uns ganz bewusst und intensiv damit auseinandergesetzt, was in den ersten drei Monaten alles passiert ist und wie die beiden gearbeitet haben. Sie haben die Probezeit mit Bravour gemeistert und deshalb war es eine bewusste Entscheidung und wir freuen uns, auch künftig mit beiden weiter zusammenzuarbeiten. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden, so ein starkes Team gefunden zu haben. Damit haben wir unsere Aufgabe, die Vorstände einzustellen, zu Ende geführt. Auch wenn dieser Prozess letztlich etwas länger gedauert hat, als wir ursprünglich gedacht hatten. Übrigens hätten die Vorstände auch von sich aus nach der Probezeit ausscheiden können, aber sie haben sich hochmotiviert dazu entschieden, beim LSVS zu bleiben.

Was macht die beiden Ihrer Meinung nach aus?
Jungmann: Beide zeichnen sich vor allem durch hervorragende Fachkompetenz und eine hohe Sozialkompetenz aus. Das war von uns ja auch explizit so gewünscht und gesucht. Sie sind sehr positiv und konstruktiv. Wenn ich sehe, was die beiden in der kurzen Zeit schon alles angepackt und organisiert haben, stelle ich fest, dass sie nicht nur ein sehr großes Engagement an den Tag legen, sondern auch sehr belastbar zu sein scheinen. Aus meiner Sicht sind die beiden ein echter Glücksgriff und ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam mit ihnen in eine gute Zukunft blicken können.

Was hat sich seit der Einstellung der Vorstände und dem damit verbundenen Abschluss der Neustrukturierung des LSVS verändert?
Jungmann
: Es wurde bisher sehr gut kommuniziert, beide haben sich sehr schnell bekanntgemacht und intern an die Mitgliedsverbände und Mitarbeitenden, aber auch nach außen Gesprächsangebote gemacht. Sie sind für alle immer verfügbar und ansprechbar und haben sich auch schon öffentlich zu Wort gemeldet und die Interessen des Sports im Saarland vertreten. Man hat sie auch schon entsprechend wahrgenommen und zu sportlichen Themen ihre Meinungen eingeholt. Das finde ich bemerkenswert gut.

Welche Themen sollen in nächster Zeit angegangen werden? Im Vorfeld war ja unter anderem von mehr Transparenz die Rede. 
Jungmann
: Die gehört auf jeden Fall dazu. Man sieht ja z.B. an den Inhalten der neu gestalteten Internetseite, dass dies ein Schwerpunkt ist, der nicht weiter vor sich hergeschoben wird, sondern schnellstmöglich umgesetzt wurde. Darüber hinaus wird ein Schwerpunkt sein, den Wiedereinstieg in den organisierten Sport nach der Corona-Pandemie zu begleiten und ein Sportentwicklungskonzept zu erstellen mit Ideen, wie die Mittel, die wir haben, bestmöglich verwendet werden sollen. Und zwar in einer offenen Diskussion mit den Mitgliedsverbänden. 

Als frühere Baudezernentin liegen Ihnen sicher auch die Immobilien und die Infrastruktur der Sportschule am Herzen.
Jungmann
: Ja, hier haben wir im wahrsten Sinne des Wortes eine ganz große Baustelle. Mit der Sportschule besitzt der LSVS Werte, die es zu erhalten gilt. Auch hier müssen wir ein Konzept entwickeln, wie die Sportschule für die Zukunft fit gemacht werden kann. So etwas geht nicht von heute auf morgen, da braucht man ein Mehrjahreskonzept. Dabei muss es auch darum gehen, Drittmittel zu akquirieren und zu sehen, woher wir Unterstützung bekommen könnten. Das Thema Klimaschutz kann hierbei eine Rolle spielen.

Vor dem Abschluss der Neustrukturierung gab es unter den Fachverbänden zwei Lager, die ihre Differenzen teilweise öffentlich ausgetragen hatten. In den vergangenen Wochen und Monaten ist es ruhiger geworden. Hat sich die Lage auch hinter den Kulissen beruhigt?
Jungmann
: Vieles, was vorher eher emotional diskutiert wurde, wird mittlerweile auf einer Sachebene bearbeitet. Die Vorstände kommunizieren mit allen Verbänden und versuchen herauszufinden, wo Probleme liegen und wie man diese anpacken kann. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Probleme von den Vorständen - im Rahmen des Sanierungskonzeptes, nachdem sie sich ja noch richten müssen - konstruktiv angegangen und gelöst werden können. Das dafür an der einen oder anderen Stelle notwendige Fingerspitzengefühl traue ich ihnen absolut zu.

Wie können Sie die Stimmung im Aufsichtsrat beschreiben? 
Jungmann
: Im Moment befinden wir uns endlich in dem Prozess, uns auf die eigentliche Aufgabe des Aufsichtsrates einzustellen. Das ist nicht mehr die Rolle des Entscheidens und des operativen Geschäfts, wie sie vor der Neustrukturierung das Präsidium innehatte, sondern die Rolle der Kontrolle und Repräsentanz des LSVS. Der Rest ist jetzt Aufgabe der hauptamtlichen Vorstände. Diese wollen wir dabei unterstützen und begleiten. Ich freue mich, dass wir wohl noch vor der Sommerpause Ende Juni unsere Mitgliederversammlung abhalten können, in deren Rahmen auch Nachwahlen für den Aufsichtsrat stattfinden können. Somit kommen auch neue Kompetenzen und Ideen in das Gremium. 
Anmerkung der Redaktion: Nach den Rücktritten des früheren LSVS-Präsidenten Adrian Zöhler und des Ex-Vizepräsidenten Bodo Wilhelmi sind derzeit zwei von insgesamt neun Sitzen im Aufsichtsrat vakant. Dem Gremium gehören derzeit neben Margit Jungmann Präsident Heinz König, Andreas Julien, Christian Maas, Dr. Sabine Glück, Margret Klein-Raber und Frank Liedke an.

Wie steht es um die Wiederherstellung der Selbstbestimmung des LSVS, also die Beendigung der Aufsicht durch den Chef-Sanierer (Chief Restructuring Officer, CRO) Michael Blank?
Jungmann
: Hier befinden wir uns in wirklich konstruktiven Gesprächen mit allen Beteiligten. Die Situation soll in Abstimmung mit der Saar-LB, dem CRO, den Vorständen und der Landesregierung einvernehmlich den neuen Gegebenheiten angepasst und zum Wohle des LSVS geregelt werden.

Bis hierhin konnten wir das Wort „Corona“ vermeiden. Ausblenden kann man die Pandemie aber natürlich nicht. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation des Sports, der ja bei den jüngsten Öffnungsmaßnahmen nur marginale oder gar keine Berücksichtigung findet, obwohl in weiten Teilen fast kein Infektionsrisiko zu bestehen scheint?
Jungmann
: Es müssen schnellstmöglich Lockerungen kommen und Möglichkeiten geschaffen werden, auch in größeren Gruppen draußen trainieren zu können. Ich kann es nicht nachvollziehen, weshalb man mit nur fünf Kindern in einem Stadion, also draußen an der frischen Luft, laufen darf. Die Sportlerinnen und Sportler leiden sehr unter dieser Situation. Insbesondere die Kinder und Jugendlichen im Breitensport, die einfach keine Möglichkeit hatten, ihre Sportart auszuüben. Ihnen ist ja nicht nur die Bewegung weggebrochen, sondern vor allem die Freude am sozialen Miteinander. Alle von ihnen nach so langer Pause wieder zurückzugewinnen, wird schwer.

Wie sehen Sie die vor diesem Hintergrund die aktuelle Situation der Sportvereine im Saarland?
Jungmann
: Einige Vereine werden nicht unerhebliche Mitgliederverluste hinnehmen müssen. Es wird eine große Herausforderung für den LSVS sein, seine Verbände dabei zu begleiten, den Sportbetrieb wieder hochzufahren. Die Menschen weiter zum Durchhalten zu motivieren und nach dem Ende der Einschränkungen wieder in den Sport zurückzukehren, wird eine sehr große Aufgabe sein. Es wird dabei wichtig sein, dass unsere Übungsleiterinnen und Übungsleiter nach den Öffnungen schnellstmöglich Impfangebote bekommen können, damit diese die Arbeit mit den Kindern wiederaufnehmen können. Es gab auch schon nach Verhandlungen mit dem LSVS positive Signale aus dem Innenministerium des Saarlandes, das Sport-
vereine finanziell unterstützt. Aber man muss auch endlich wieder etwas tun dürfen.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Jungmann.