Sportschule im Fokus von Olympia in Paris

Sportstiftung Saar, LSVS

Im Gespräch mit der SaarSport-Redaktion berichtet König unter anderem über den aktuellen Stand der Dinge und von konstruktiven Gesprächen mit der neuen Landesregierung. 

Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) verfolgt seit einiger Zeit die Strategie, den Sportstandort Saarbrücken im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 in Paris als Vorbereitungsstätte in den Fokus zu rücken. Sollte dies gelingen, würde nicht nur der Sport, sondern das gesamte Bundesland davon profitieren. Präsident Heinz König hatte die Idee, die Herausforderungen, denen sich der LSVS ohnehin stellen muss, im Kontext der räumlichen Nähe zu den Spielen in knapp zwei Jahren anzugehen

Herr König, das Olympia-Jahr 2024 rückt immer näher und gleichzeitig schrumpft die verbleibende Zeit, die „Paris-Strategie“ des LSVS umzusetzen. Inwieweit hat das Großprojekt schon Fahrt aufgenommen?

Heinz König: Dieses Thema wurde in der August-Sitzung des Aufsichtsrates erneut behandelt. Zu diesem Zeitpunkt lag der Bescheid der Staatskanzlei für einen Teil der Finanzierung unserer Pläne noch nicht vor – er ist nun für Ende September angekündigt. Darüber hinaus sind seit unserem letzten Gespräch von vielen Verantwortungsträgern des LSVS deren Kontakte in alle Welt – insbesondere Asien – genutzt worden, um unser Vorhaben auszuloten. Inwieweit dies auf fruchtbaren Boden fallen wird, wissen wir gegen Ende des Jahres. Jedenfalls soll im Jahr 2023 unter Leitung des Vorstandes die operative Umsetzung erfolgen.

Was muss dann vonseiten des LSVS getan werden?

Heinz König: Auf jeden Fall wird es notwendig sein, Abläufe auf dem Campus den Anforderungen unserer zahlenden Gästen so anzupassen, dass diese sowohl sportlich als auch von der Betreuung zufrieden mit uns sind. Hier können Volunteers, also StudentenInnen, mit Sprachkenntnissen zum Einsatz kommen. Sicher wird das kulinarische Angebot der Mensa vielfältiger werden. Unser Ziel ist es, den Athletinnen und Athleten, die von weither anreisen, die Akklimatisierung zu erleichtern und professionelle Bedingungen für ihre sportliche Vorbereitung zu bieten. Es wird aber sicher auch Gäste aus Deutschland geben, für die weniger die Akklimatisierung als vielmehr die räumliche Nähe zu Paris eine Rolle spielen wird. 

Inwiefern kommt Ihnen bei diesen Planungen die Energiekrise mit steigenden Kosten in die Quere?

Heinz König: Auch das war Thema in der August-Sitzung. Klar ist, dass die Entwicklung auf dem Energiemarkt auch am LSVS nicht spurlos vorübergehen wird. Deshalb hatte Finanzvorstand Joachim Tesche uns entsprechende Berechnungen anhand aktueller Tarife präsentiert. Damals war die Rede von Mehrkosten in Höhe rund einer halben Million Euro, also eine für uns durchaus relevante Größe. Um diese bewältigen zu können, laufen derzeit Gespräche mit der neuen Landesregierung. Aber natürlich werden wir selbst auch unseren Teil dazu leisten und versuchen, über 20 Prozent der Energie einzusparen. Das entspricht der Empfehlung des DOSB und daran orientieren wir uns. 
 
Mit Blick auf die bestmöglichen Bedingungen im Vorfeld und während der Spiele von Paris wurde angekündigt, die Infrastruktur der Landessportschule auf Vordermann zu bringen. Neben den Sportstätten betreffen die notwendige Sanierung und Modernisierung auch die Unterkünfte. Wie steht es damit?

Heinz König: Wir müssen den Sportcampus den heutigen Anforderungen anpassen. Nur so können wir mittelfristig dem Breiten-, Leistungs- als auch dem Spitzensport eine attraktive Heimstätte bieten. In der Sache stehen wir im engen Austausch mit der Landespolitik. Ein weiterer Punkt für uns ist, dass der LSVS wegen seiner Rechtsform bei manchen Förderprogrammen des Bundes nicht berücksichtigt wurde. Wir sind der Auffassung, dass der Bund uns als Körperschaft des Öffentlichen Rechts mit speziellen Aufgaben der Daseinsvorsorge den Kommunen gleichstellen sollte und wir somit, zum Wohle des Saarlandes, ungehinderten Zugriff auf solche Bundessmittel erhalten. Der neue Innen- und Sportminister Reinhold Jost hat diese Auffassung auf der Bundesebene in die Ministerkonferenz der Länder eingebracht und wir werden sehen, ob wir gemeinsam erfolgreich sein werden. Wenn am Ende finanzielle Mittel dabei herauskommen, bringen wir hier gerne Geduld auf.

Sehen Sie weitere Möglichkeiten, um an Fördermittel heranzukommen?

Heinz König: Wir haben der Landesregierung für den Austausch mit der Innenministerin Nancy Faeser Kurzprogramme vorgelegt, die wir gerne auf den Weg bringen wollen. Hier geht es insbesondere um unsere fünf Haupt-Leistungssportarten des Olympiastützpunktes mit dem Ziel, möglichst optimale Bedingungen am Standort zu schaffen. Auch hier haben wir die kurzfristige, aber auch die mittelfristige Ebene im Blick.

Welche weiteren Themen hat der Aufsichtsrat in seinen jüngsten Sitzungen behandelt? 

Heinz König: Wir haben den Jahresabschluss 2021 vorberaten und werden in der Oktober-Sitzung nach Anhörung der Wirtschaftsprüfer eine Empfehlung für die Mitgliederversammlung vorbereiten. Auch haben wir den Wirtschaftsplan 2023 in unserer September-Sitzung ausführlich besprochen und beschlossen. Darüber hinaus wurden die laufenden Geschäfte erörtert, Schwerpunkt war der vorgestellte erste Entwurf des Sportentwicklungsplans. Dieser Entwurf wurde vom Vorstand in Zusammenarbeit mit den Fachverbänden erarbeitet und soll jährlich fortgeschrieben werden. In diesem Sportentwicklungsplan wird zukünftig der gesetzliche Auftrag des LSVS-Gesetzes als „Fachkörperschaft“ des Öffentlichen Rechts ausformuliert und umgesetzt werden. Zudem wird dies sukzessive die ausschließliche Grundlage zum Einsatz der Ressourcen des LSVS darstellen. Mit der Schaffung der Voraussetzungen hierfür können wir unsere Rolle als Fachkörperschaft des Sports im öffentlichen Raum nachhaltig erfüllen. Dieser Prozess beginnt gerade.

Mit der neu gewählten Landesregierung haben sich insbesondere im Sportministerium unter Minister Reinhold Jost (vorher: Klaus Bouillon) die Ansprechpartner geändert. Welchen Eindruck haben Sie von der neuen Regierung und dem Stellenwert des Sports gewonnen?

Heinz König: Bisher läuft die Zusammenarbeit sehr gut. Wir waren schon mehrfach zu Gesprächen in der Staatskanzlei zu Gast – dort hat man für die Belange des Sports ein offenes Ohr. Der neue Sportminister hatte mich unmittelbar nach seiner Wahl angerufen und wir treffen uns regelmäßig, um über die aktuellen Entwicklungen zu sprechen. Auch kontrovers, versteht sich, aber das gehört dazu. Obgleich der Start Grund zur Hoffnung gibt, zählen am Ende nur die Ergebnisse, also das, was wirklich dabei herauskommt. Allein die gute Atmosphäre reicht nicht. Erst wenn alle unsere fachlichen Vorschläge umgesetzt werden, waren die Gespräche nicht nur gut, sondern sehr gut … (lächelt)

Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr König.