Schutzkonzepte gegen (sexualisierte) Gewalt im Sport und Ehrenamt

LSVS

Das Pilotprojekt von LSVS und SOS-Beratungszentrum Kinderschutz wurde mit 24 Teilnehmenden erfolgreich abgeschlossen.

Die verpflichtende, schrittweise Umsetzung des DOSB-Stufenmodells zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport endete am 31. Dezember 2024. Gleichzeitig wurde der Kinder- und Jugendschutz im neuen Saarländischen Kinderschutzgesetz (SKG) auf rechtlicher Ebene stärker verankert und sowohl Sport als auch Ehrenamt in den Blick genommen.

Um die Vereine und Verbände bei ihrer Umsetzung eines präventiven Kinderschutzkonzeptes zu begleiten, hatten der Landessportverband für das Saarland (LSVS) und die Sportjugend Saar (SJS) in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Kinderschutz und dem SOS-Beratungszentrum Kinderschutz Ende September 2024 ein Pilotprojekt zum Thema „Präventive Schutzkonzepte gegen (sexualisierte) Gewalt in Sport und Ehrenamt“ auf den Weg gebracht. Im Rahmen der Veranstaltung wurden Bausteine für einen präventiven Kinderschutz im Sportverein erarbeitet. Diese Bausteine können Verbände und Vereine abrufen, um in ihrem Verein ein Kinderschutzkonzept zu verankern. Mit dem Schutzkonzept sollen Sportvereine zu Kompetenzorten werden für den Schutz des Kindeswohles.

„Der Sport bietet eine großartige Grundlage für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Umso wichtiger ist es, dass diese Orte frei von Gewalt und Missbrauch sind. Das Pilotprojekt zeigt, dass die teilnehmenden Sportvereine und –verbände im Saarland bereits einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten. Wir freuen uns, mit diesem Projekt die Wichtigkeit des Kinderschutzes im saarländischen Sport herauszustellen. Kinderschutz muss fester Bestandteil der Vereins- und Verbandsstrukturen sein, womit neben klaren Verhaltensregeln auch transparente Ansprechstrukturen sowie die Schulungen von Trainer:innen einhergehen. Der erste Schritt ist getan, nun gilt es, den Blick auf eine flächendeckende Sensibilisierung, Aufklärung und konsequente Umsetzung von Schutzkonzepten im Sport zu richten“, so Clara Blessing vom Kompetenzzentrum Kinderschutz im Saarland

In einer Abschlussveranstaltung am 26. Juni 2025 haben 24 Teilnehmenden aus saarländischen Sportvereinen und Fachverbänden ihr Zertifikat für die Absolvierung der Schulung erhalten. Angefangen mit einem ersten digitalen Treffen zur Vorstellung des Projektes, nahm das Projekt in einem ersten Präsenztreffen im November seinen Lauf. Die Referenten des SOS Beratungszentrums Kinderschutz – Christian Kleer, Tanja Duttlinger und Annika Wilk präsentierten umfangreich allgemeine Informationen zum Thema und stiegen schnell in einen Austausch mit den Teilnehmenden ein. In Arbeitsgruppen eingeteilt wurden dann gemeinsam die Bausteine eines Schutzkonzeptes erarbeitet. Bein einem zweiten Präsenztreffen im Januar wurde die Thematik anhand von Fallbeispielen vertieft und die Vorgehensweise bei Verdacht auf Gefährdung erörtert. Aber auch der Umgang mit Widerständen im Entwicklungsprozess eines Schutzkonzeptes wurde thematisiert.

Das Referententeam vermittelte den Teilnehmenden einen Überblick über die Grundbedürfnisse von Kindern und den sich daraus ableitenden Kinderrechten. Der Schutz des Kindeswohls stand bei allen Ausführungen im Mittelpunkt. „Bei Kindeswohl handelt es sich um den Schutz des gesamten Wohlbefindens und der körperlichen Entwicklung des Kindes, wobei das seelische, geistige und körperliche Empfinden wichtig ist“, so die Referenten.

Die Teilnehmenden erfuhren, dass das Bürgerliche Gesetzbuch (kurz: BGB) eine eindeutige Definition hat, wann Kindeswohlgefährdung vorliegt. Das BGB definiert vier Kategorien der Kindeswohlgefährdung (§1666 BGB): Gefährdung des körperlichen, geistigen und seelischen Wohls sowie des Vermögens des Kindes. Liegt eine Kindeswohlgefährdung vor, hat der Staat das Recht einzugreifen. Vernachlässigung, Misshandlung, sexuelle Gewalt als Formen der Gewalt gegen Kinder wurden thematisiert.
Schutzkonzepte für das Kindeswohl

Das Referententeam arbeitete die große Bedeutung von Schutzkonzepten heraus.  Schutzkonzepte 

  • sollen das Risiko mindern, dass sexuelle Gewalt in einer Einrichtung oder Organisation verübt wird. Sie tragen dazu bei, dass betroffene Kinder und Jugendliche von
  • Fachkräften erkannt werden und Zugang zu Hilfe erhalten.
  • sind ein System von spezifischen Maßnahmen, die für den besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen sorgen sollen.
  • sind ein Zusammenspiel aus Analyse, strukturellen Veränderungen, Vereinbarungen und Kommunikation sowie Haltungen einer Organisation.
  • schränken Handlungsspielräume von Menschen ein, die Grenzen nicht wahren.
  • vermitteln Verhaltens-und Handlungssicherheit für alle, die mit Kindern und Jugendlichen im Umgang stehen.

Vereine können die Rahmenbedingungen schaffen, um Anbahnungshandlungen, Grenzverletzungen/-überschreitungen sowie (sexualisierte) Gewalt zu erschweren und möglicherweise sogar zu verhindern.

Mit dem Schutzkonzept sollen Vereine zu Kompetenzorten werden für den Schutz des Kindeswohles. Kinder und Jugendliche sollen vor Ort Hilfe und Unterstützung erhalten, wenn sie im Vereins-, aber auch privaten Umfeld (sexuelle) Gewalt erlebt haben. Kinder und Jugendliche sollen vor sexueller Gewalt durch Erwachsene im Vereinskontext oder durch Betreuungspersonen oder Gleichaltrige geschützt werden. Ein wichtiger Schritt dahin ist die Positionierung des Vereinsvorstandes zum Kinderschutz, die Benennung eines Ansprechpartners und einer Ansprechpartnerin für Betroffene sowie die Qualifizierung aller, die im Verein Verantwortung für Kinder und Jugendliche tragen. Ergänzend sollte der Verein einen Interventionsplan in Fällen von Gewalt erarbeitet haben.

Das Pilotprojekt endete mit einer Abschlussveranstaltung auf dem SPORTCAMPUS SAAR. Tanja Duttlinger und Annika Wilk ließen die Arbeit mit den Vereins- und Verbandsvertretern Revue passieren: „Die gemeinsame Arbeit mit den Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Vereinen und Verbänden war sehr zielorientiert und es entstanden individuelle Schutzkonzepte bzw. wurden bestehende weiterentwickelt, die den jeweiligen Verband bzw. Verein zu einem Sichern Ort für Kinder und Jugendliche machen. Wir sind begeistert, mit welchem Engagement die Teilnehmenden sich dafür eingesetzt haben, das Schutzkonzept zu verankern und aktiv zu leben “. Gemeinsam mit Estelle Vortkamp und Mischa Theobald vom LSVS überreichten die Referentinnen den Teilnehmenden die Zertifikate.

Johannes Kopkow, LSVS-Vorstand: „Wir begrüßen sehr den erfolgreichen Abschluss des Pilotprojekts von LSVS und SOS-Beratungszentrum Kinderschutz. Dieses wichtige Projekt unterstreicht die zentrale Bedeutung des Kinderschutzes in allen Vereinen und Sportorganisationen. Der Schutz unserer Kinder und Jugendlichen hat oberste Priorität. Vereine sollen sichere Räume sein, in denen Kinder und Jugendliche unbeschwert Sport treiben, lernen und sich entfalten können.“

  • Interessierte Vereine können über safesport(at)lsvs.de einen Termin für eine Beratung und weitere Informationen vereinbaren.