Mit 47 Jahren noch einmal richtig durchstarten

SPORTCAMPUS SAAR, LSVS

Seit dem 1. Oktober 2020 hat die Mensa der Hermann-Neuberger-Sportschule einen neuen Küchenchef. Er heißt Mark Schmidt, ist 47 Jahre alt und liebt seinen Beruf.

Die ersten Tage waren für mich schon eine Herausforderung“, gibt er rückblickend zu. Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie, der laufende Umbau der Mensa und der Krankenstand haben ihm zu schaffen gemacht. „Nina Both hat es im Rahmen meiner offiziellen Vorstellung ganz treffend formuliert: Die ersten Tage waren wie ein Sprung ins kalte Wasser von einem Zehn-Meter-Turm“, erinnert er sich und lacht. „Aber ich habe so ein tolles Team um mich herum, das mich von Anfang an unterstützt hat. Das war einfach herausragend! Auch Karin Becker hat mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden“, betont der Püttlinger.

Sobald die Mensa wieder Gäste empfangen darf, will Mark Schmidt endlich durchstarten – im alltäglichen Betrieb und bei Veranstaltungen. „Ich pflege die Kommunikation mit unseren Gästen, will sie kennenlernen und will, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Auch deshalb helfe gerne mal an der Essensausgabe mit“, sagt Schmidt und wünscht sich einen offenen Umgang miteinander: „Ich freue mich stets über Anregungen und konstruktive Kritik. Nur durch einen ehrlichen Austausch kann man besser werden.“ Gemeinsam mit der neuen Verbandsführung will er Ideen entwickeln, wie man insbesondere Gäste, „die in den vergangenen Jahren vielleicht verlorengegangen sind, wieder zurückgewinnen kann. Das ist mir äußerst wichtig“, betont er. Welche kulinarischen Akzente daraus folgen, ist noch offen. Klar ist, dass die Gerichte sportlergerecht sein werden und, wenn es nach dem neuen Küchenchef geht, „auch bodenständig und mit regionalen Produkten. Ich selbst bin großer Fan der mediterranen, leichten Küche.“

Als größter Fan und Förderer seiner kickenden Söhne hat er die Sportschule einst kennengelernt. Björn, der ältere von beiden, musste seine Fußballschuhe verletzungsbedingt schon früh an den Nagel hängen. Erik, den Schmidt bis zur D-Jugend im Heimatverein FV 08 Püttlingen selbst trainierte, schaffte es bis in die Saarauswahl. „So haben wir als Eltern während seines Auswahltrainings oft in der Mensa gesessen und auf ihn gewartet. Die Location fand ich schon immer richtig toll. Sie liegt so idyllisch mitten in der Natur im Stadtwald. Das ist ein perfekter Arbeitsplatz“, schwärmt der neue Hausherr und ergänzt: „Auch weil man mit Leuten zusammenarbeitet, die hochmotiviert sind. Die Sportler wollen alle etwas erreichen, es wird nie langweilig, alles ist multikulti und vielfältig, man lernt ständig neue Leute kennen. Das macht einfach Freude.“

Das Zusammenführen von Menschen ist die große Leidenschaft von Mark Schmidt. Gefolgt von Mountainbiken, Gartenarbeit und Wandern. „Es gibt für mich nichts Schöneres und Entspannenderes, als an einem Sommerabend mit Freunden im Garten zu sitzen und die Zeit zu genießen“, verrät er. Gutes Essen gehört selbstverständlich dazu: „Mir sinn doch Saarlänner! Gudd esse und tringe hält doch alles zusammen“, stellt Schmidt in akzentfreiem Saarländisch klar und lacht. Des Kochens wird er nicht überdrüssig. Auch weil seine beruflichen Aufgaben vielfältiger geworden sind. „Früher hat man als Küchenchef noch selbst gekocht und alles selbst abgeschmeckt. Mittlerweile ist man eher ein Manager-Typ geworden“, erklärt er. „Man leitet seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, sammelt Ideen und kümmert sich um Organisatorisches.“ Trotzdem greift er, wann immer es geht, selbst zum Kochlöffel: „Ich liebe es einfach zu sehr – deshalb habe ich mich ja auch für diesen Job entschieden.“ Wenn auch über Umwege: Auf Geheiß des Stiefvaters begann Schmidt nach dem Schulabschluss eine Maurer-Lehre. „Nach anderthalb Jahren habe ich dann festgestellt: Das ist nicht meine Welt“, erinnert er sich. Trotz seines jungen Alters von 17 Jahren konnte er sich zu Hause mit dem Wunsch, das Kochhandwerk zu lernen, durchsetzen. Nach der Lehre in der Kantine des saarländischen Landtags leitete er später die Cafeteria im Völklinger Globus-Markt, war hauswirtschaftlicher Leiter der Reha GmbH, wo er parallel eine sonderpädagogische Ausbildung absolvierte, und war zuletzt sechs Jahre lang für die Metro AG tätig. Bis er sich eines Tages sagte: „Das soll es noch nicht gewesen sein, ich will mit 47 noch einmal richtig durchstarten.“ Es ist angerichtet. Jetzt fehlen nur noch die Gäste.

Text: Sebastian Zenner