„Die Grundlagen für eine gute Zukunft sind gelegt!“

SaarSport-Magazin, LSVS

David Lindemann und Dr. Ralf Hubo im Gespräch mit SaarSport-Mitarbeiter Sebastian Zenner.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) vom 29. Juni 2021 wurden David Lindemann und Dr. Ralf Hubo in den Aufsichtsrat gewählt. Der 63-jährige Werkstoffingenieur Hubo, Vorsitzender des Aero-Club Saar, stammt aus Mülheim/Ruhr, hat an der RWTH Aachen studiert und kam nach seiner Promotion im Jahr 1990 aus beruflichen Gründen ins Saarland, wo er seine Ehefrau kennenlernte und heimisch wurde. Bis zum Eintritt in den Ruhestand leitete er eine von ihm mit aufgebaute Tochterfirma der Dillinger Hütte. David Lindemann ist 43 Jahre alt und Vizepräsident des Saarländischen Fußballverbandes. Der Volljurist und frühere Oberliga-Fußballer leitet im saarländischen Wirtschaftsministerium die Abteilung Grundsatzfragen, Planung, Kommunikation und war beruflich unter anderem in die Neustrukturierung des LSVS eingebunden. Im Gespräch mit Sebastian Zenner stellen sich Hubo und Lindemann den SaarSport-Leserinnen und -Lesern vor.

Herr Dr. Hubo und Herr Lindemann, wieso haben Sie sich jeweils dazu entschieden, für einen Platz im Aufsichtsrat zu kandidieren?
David Lindemann:
Nach dem Rücktritt von Adrian Zöhler war der Saarländische Fußballverband nicht mehr im Aufsichtsrat vertreten. Diese Repräsentanz wollten wir wieder herstellen und dadurch am Neuaufbau des LSVS mitwirken und auf solidarische Weise versuchen, das Beste für den Saarsport herauszuholen. Wir haben uns daraufhin die Vorgaben des neuen LSVS-Gesetzes angeschaut, wonach ja die Wirtschafts- und Finanzkompetenz eine große Rolle spielen sollte, und haben nach einer Beratung im Vorstand aufgrund meiner sportlichen und beruflichen Vita den Entschluss gefasst, mich zu nominieren. Ich habe mich sehr gefreut, dass es gleich im ersten Wahlgang geklappt hat. Der LSVS kommt aus einer sehr bewegten Zeit und wir alle hoffen, dass es wieder etwas ruhiger um ihn wird. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass das auch gelingt.
Dr. Ralf Hubo: Bei mir lief das sehr erstaunlich. Ich wurde von anderen Verbänden aufgrund meiner Mitarbeit in der Satzungskommission angesprochen und gefragt, ob ich mir dies vorstellen könnte. Der eine oder andere wusste sicher, dass ich in den Ruhestand gehe und insofern etwas mehr Freizeit haben werde. Ich habe mir das zusammen mit meiner Frau reiflich überlegt und schließlich in eine Kandidatur eingewilligt. Die wirtschaftlichen Anforderungen erfülle ich als langjähriger Geschäftsführer und darüber hinaus habe ich über 35 Jahre als Sportfunktionär in verschiedenen Ämtern Erfahrung sammeln dürfen.

Wie fanden Sie den Weg zu Ihren Sportarten?
Dr. Hubo: Das lief eigentlich ganz klassisch. Den Einstieg fand ich über den Modellbau zur Modellfliegerei. Dann stellt sich irgendwann die Frage, ob man sich auch selbst ins Flugzeug setzen möchte. So bin ich mit 16 Jahren zum Segelfliegen gekommen. Später dann kamen Motorflugzeuge dazu. Früher habe ich an Wettkämpfen teilgenommen, heute bin ich wie die große Mehrheit unserer Mitglieder Breitensportler und darüber hinaus auch als Fluglehrer und Werkstattleiter mit unterschiedlichen technischen Lizenzen.
Lindemann: Ich bin Fußballer, seit ich aufrecht gehen kann. Im heimischen Garten habe ich mit meinem Vater gekickt. Ich habe zwar auch andere Sportarten ausprobiert – auch Tennis und Volleyball. Irgendwann kam aber die Situation, dass sich Tennis- und Fußballtermine zeitlich überschnitten und man sich für eines entscheiden musste. Bei mir fiel die Wahl auf Fußball, weil ich es zum einen besser konnte, aber auch, weil mir der Teamgedanke viel Spaß bereitete. Ich war später immer bemüht, möglichst hochklassig zu spielen, und bin bis zu meinem zweiten Beinbruch, den ich kurz vor dem Aufstieg in die Oberliga erlitten hatte, sehr ehrgeizig dabeigeblieben. Danach, also seit ich nach dem Fußball immer seltener aufrecht gehen kann (lacht), rückte für mich das Berufliche immer stärker in den Vordergrund.

Wann und wie kam es dazu, dass Sie sich über das Sportliche hinaus engagieren wollten?
Lindemann:
In meinem Heimatverein Palatia Limbach hatte ich schon früh unterschiedliche Funktionen übernommen. Nachdem ich als Spieler einen Gang zurückgeschaltet hatte, habe ich mich nach neuen Aufgaben umgeschaut. Als ich dann von Adrian Zöhler gefragt wurde, ob ich seine Mannschaft für die SFV-Präsidiumswahl unterstützen würde, war mir klar, dass ich mich einbringe. Durch meine Verbandserfahrung in Brüssel wusste ich, was auf mich zukommt. Das Themenfeld Soziales Engagement und Ehrenamt, das ich als SFV-Vizepräsident bearbeite, liegt mir aufgrund meines Werdegangs sehr am Herzen und deshalb bin ich seit der Wahl mit Begeisterung dabei.
Dr. Hubo: Ich bin da, ganz normal, irgendwie reingeschliddert. Irgendwann war im Verein eine Position nicht besetzt und man fragte mich: ‚Kannst du das nicht machen?‘ Und plötzlich war ich Schriftwart. Irgendwann waren wir auf der Suche nach einem Vorsitzenden und man fragte mich: ‚Du bist doch schon so lange Schriftwart – wäre das nichts für dich?‘ Und so kam das eine zum anderen. Wenn man im Verein groß wird und mitbekommt, was die Altvorderen über Jahre hinweg ehrenamtlich für einen selbst organisiert haben, dann will man irgendwann auch mal etwas zurückgeben. Die Aufgabenbereiche sind dann mit der Zeit Stück für Stück gewachsen. Das war von mir nicht geplant, es hat sich einfach ergeben. 

Wie groß war und ist dabei die zeitliche Belastung durch Ihre Ehrenämter? Schließlich waren und sind Sie beide ja auch beruflich in verantwortlicher Position?
Dr. Hubo:
Bei uns war dieses Engagement für alle nur möglich, weil wir als Team gut funktioniert haben. Es war immer jemand da, auf den man sich verlassen konnte und der sich um etwas kümmern konnte. Für einen allein wäre es viel zu viel gewesen. Natürlich muss man auch Spaß an dieser Arbeit haben. Wenn man nur rummotzt und sich über Dinge beschwert, anstatt seinen Job zu machen, dann ist man im Ehrenamt nicht richtig. Ich fand alles immer sehr interessant und habe gerne die Arbeit derjenigen fortgesetzt und weiterentwickelt, die vor uns am Ruder waren. Genauso freue ich mich auf die nächste Generation. Wobei man schon sagen muss, dass den Vereinen und Verbänden eine immer größere Professionalität abverlangt wird, die natürlich auch mit einem entsprechenden zeitlichen Aufwand einhergeht. 
Lindemann: Ich bin Gott sei Dank noch nicht an die Belastungsgrenze gestoßen - aber sie kommt immer näher. Man kann solche Aufgaben nur übernehmen, wenn man sie mit viel Herzblut angeht und seinen Mitstreitern vertrauen kann. Wenn man auf dem Weg zur Sitzung schon keine Lust darauf hat, dann sollte man es sein lassen. Man braucht schon ein Grundinteresse für die Themen. Wie schon gesagt ist mir der Teamgedanke sehr wichtig und nicht, dass ich immer detailliert über alles im Bilde bin, was sich im Verband gerade tut. Ich verlasse mich in vielen Dingen auf das Team.

Bleibt Ihnen in der knapp bemessenen Freizeit noch Raum für Hobbys?
Lindemann:
Ich spiele gerne Gitarre, am liebsten treibe ich aber Sport. Und weil ich auch gerne koche und esse, versuche ich mich auch so oft es geht zu bewegen (lacht). Ich fahre gerne Fahrrad, schwimme gerne und gehe joggen. Ab und zu spiele ich im Wechsel noch Fußball und Tennis. Alles darüber hinaus würde sicher zu gesundheitlichen Einschränkungen führen …
Dr. Hubo: Wir haben einen Bauernhof, meine Frau ist Reiterin und wir haben einen jungen Hund zu Hause, den wir zum Rettungshund ausbilden wollen. Da ist immer etwas zu tun. Neben dem Fliegen stehen also meine Frau und der Hund an erster Stelle.

Herr Lindemann, Sie waren für die Landesregierung auch beruflich in die Neustrukturierung des LSVS eingebunden und haben Teilaspekte mit erarbeitet. Wie bewerten Sie diesen Prozess und auch die Umstände, die ihn erforderlich machten – den sogenannten Finanzskandal? 
Lindemann:
Eben weil ich beruflich eingebunden war, tue ich mich mir mit einer Beurteilung schwer. Ich habe bedauert, wie sehr der Sport in dieser Zeit einseitig instrumentalisiert wurde. Das hatte er nicht verdient. Es ist schwierig, zurückzuschauen und eine Bewertung vorzunehmen. Es ist wichtig, nach vorne zu schauen und den LSVS in eine Situation zu bringen, in der er selbstständig handeln kann und dass er weiß, wo Verbündete, Helfer und Freunde sind, mit denen man gut und gedeihlich im Sinne des Saarsports wirken kann. Gelegentlich neigen Einzelne dazu zu sagen, ‚die Politik‘ – sofern es die als solche überhaupt gibt – habe sich schlecht verhalten. Andererseits hat ‚die Politik‘ auch an der Lösung des Problems mitgewirkt und das sollte man nicht vergessen, wenn man den Gesamtkomplex betrachtet. 

Herr Dr. Hubo, wie haben Sie den Prozess wahrgenommen, der zur Neustrukturierung führte?
Dr. Hubo:
Ich war nach dem Bekanntwerden der Probleme persönlich sehr erschrocken und fragte mich, was da eigentlich los ist. Das zweite, was mich erschrocken hatte, war die Schlammschlacht, die drumherum entstanden war. Bei aller Not und Krise - so etwas mag ich einfach nicht. Natürlich muss man aufarbeiten, was schiefgelaufen ist und wer für was verantwortlich war. Aber die Lösung hätte im Vordergrund stehen müssen. Die Leute, die sich während dieser Zeit engagiert haben, haben enorme Arbeit und persönliches Engagement reingesteckt, was mancherorts nicht angemessen honoriert worden ist. Zu dieser Zeit konnte ich nicht helfen, aber ich habe mir gesagt, dass ich mich, sobald der Pulverdampf halbwegs verzogen ist, bei einer Ausgestaltung einer neuen Satzung einbringe. So etwas habe ich schon auf Landes- und Bundesverbandsebene des Öfteren gemacht. Die Satzungskommission war über anderthalb Jahre ein gutes Team, wir haben konstruktiv diskutiert und die Sache wirklich nach vorne gebracht. Besonders schön war dann, dass die neue Satzung durch die Mitgliederversammlung mit einer so großen Mehrheit angenommen wurde. Das hätte ich vorher so nicht gedacht.

Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund den Status quo, also die Übernahme der Geschäfte durch die neuen Vorstände und auch die Rückgabe der Urkunde durch den CRO Michael J. Blank?
Lindemann:
Ich bin froh, dass es so gekommen ist, wie es heute ist. Es gab unterwegs ja einige Stolpersteine. Um das Bild von der rauen See und dem ruhigen Fahrwasser als Ziel aufzugreifen, kann man sagen: Der Tanker hat sich gedreht, aber noch nicht jedes Leck ist gestopft. Von daher wird weiter daran gearbeitet werden müssen, um endlich in sicheren Gewässern, also in einer gesicherten finanziellen Situation, anzukommen. Im Moment ist der LSVS noch sehr stark verschuldet. Es ist nun die Aufgabe der Vorstände, ihn in soliden Bereichen zu halten, damit niemand fürchten muss, dass erneut ein Unwetter aufzieht. Mit Blick auf den Beginn der LSVS-Krise sind wir aber bis heute ein wesentliches Stück weitergekommen. Dafür kann man allen Akteuren durch die Bank dankbar sein. Die Grundlagen für eine gute Zukunft sind gelegt.
Dr. Hubo: Natürlich muss noch vieles, allem voran die Rückzahlung der Schulden, geregelt werden. Wir wissen, was zu tun ist. Im Moment befinden wir uns in einem Zustand, in dem wir nicht sinken können. Wir müssen wachsam sein, dass nicht weitere Lecks dazukommen, aber der Vorstand kann normal arbeiten und die Zukunftsgestaltung in Angriff nehmen. Das würde ich als normales Fahrwasser bezeichnen.

Wie lief Ihre erste Sitzung des Aufsichtsrates mit Ihrer Beteiligung?
Lindemann:
Sehr professionell, strukturiert, transparent und im besten Sinne harmonisch. Es gab nicht viele kritische Punkte, derer man sich hätte genauer widmen müssen oder bei denen jemand eine Antwort schuldig geblieben wäre. Es war eine sehr angenehme Sitzung.
Dr. Hubo: Das habe ich auch so empfunden. Es herrschte eine sehr offene Atmosphäre, in der jeder alles fragen konnte und niemandem etwas krummgenommen wurde. Insgesamt war es sehr sachorientiert und vorwärtsgewandt.

Wohin soll die Reise Ihrer Meinung nach gehen?
Dr. Hubo:
Nun, wir als Aufsichtsrat sind ja nicht dazu da, den LSVS zu führen. Das machen ja die beiden Vorstände und denen wollen wir nicht ins Handwerk pfuschen. Unsere Rolle lässt sich mit einem etwas despektierlichen Spruch beschreiben: ‚In guten Zeiten keine Aufsicht, in schlechten Zeiten keinen Rat.‘ Das genaue Gegenteil ist unsere Aufgabe, also auch in guten Zeiten hinschauen und Fragen stellen und im Bedarfsfall auch mal beratend tätig werden. 
Lindemann: Ich würde mir persönlich wünschen, dass es nach den Turbulenzen in den vergangenen Jahren etwas ruhiger wird und dass die Vorstände in Ruhe arbeiten können. Die Rolle des Aufsichtsrates kann es sein, den einen oder anderen Hinweis oder Feedback zu geben oder in der einen oder anderen Hinsicht auch mal Hilfestellung zu leisten und Türöffner zu sein. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Hubo und Herr Lindemann.