Die Autonomie des SaarSports ist wiederhergestellt

SaarSport-Magazin, LSVS

Das Jahr 2021 ist für den Landessportverband für das Saarland (LSVS) ein ganz besonderes. Die Neustrukturierung des Verbandes wurde abgeschlossen und seine Autonomie wiederhergestellt. Das alles unter der Leitung der Vorstände Johannes Kopkow (Sport und Vermarktung) und Joachim Tesche (Finanzen), die seit Februar im Amt sind. Im Gespräch mit SaarSport-Mitarbeiter Sebastian Zenner ziehen beide eine durchaus positive erste Jahresbilanz.

Herr Kopkow, im Sommer dieses Jahres haben Sie ihre Ausgangssituation mit einer Metapher verdeutlicht: „Es gibt einige Kellerräume im LSVS, in denen Unordnung herrscht. Unsere Aufgabe war und ist es, dort aufzuräumen“, haben Sie damals gesagt. Sind Sie mittlerweile im Erdgeschoss angekommen?
Johannes Kopkow: Ich finde, wir haben schon recht viel erreicht. Oder anders: Zu Beginn war der LSVS für uns ja auch ein zartes Pflänzchen, das wir gemeinsam mit den Mitgliedern großziehen müssen. Mittlerweile sehen wir die ersten Blüten – die ersten Früchte werden wir dann in Zukunft ernten. So weit sind wir noch nicht.

Welche Schwerpunkte konnten Sie im ausklingenden Jahr 2021 setzen?
Kopkow: Im Bereich Kommunikation haben wir mit der neuen Internetseite, die ja schon drei Monate nach unserem Amtsantritt fertiggestellt war, einen wichtigen Schritt gemacht. Unser Ziel war und ist es, das Vertrauen unserer Mitglieder, aber auch aller Menschen im Saarland in den LSVS zurückzugewinnen. Deshalb haben wir unsere Kommunikation ganz gezielt angepasst und dabei auf das Thema Transparenz gesetzt. Dabei sind wir sogar über das Geforderte hinausgegangen und haben beispielsweise gleich unser Gehalt offengelegt, was in Deutschland ansonsten ja ein eher schwieriges Thema ist. Von daher sind wir sehr stolz darauf, einer der Unterzeichner des Siegels „Transparente Zivilgesellschaft“ von Transparency International zu sein.

Ende November fand die erste ordentliche Mitgliederversammlung unter Ihrer Leitung statt. Dabei wurde ihr erster Wirtschaftsplan, der für das Jahr 2022, wie auch der mittelfristige Investitions- und Finanzplan jeweils einstimmig abgesegnet. Das tut gut, oder?
Joachim Tesche: Wir haben allen schon im Vorfeld der Mitgliederversammlung das Angebot gemacht, den Wirtschaftsplan im Detail durchzusprechen. Dies wurde auch von einigen Mitgliedern angenommen. So gesehen konnten wir bei der Versammlung ein gut abgestimmtes Werk besprechen. Alles in allem war es viel Arbeit, aber der Prozess an sich lief für uns problemlos.
Kopkow: Das Wichtigste in diesem Zusammenhang war, die Autonomie des Sports wiederherzustellen. Das ist uns ja nicht, wie es gefordert war, erst bis zum Jahresende gelungen, sondern schon im Sommer, also in der Hälfte der dafür veranschlagten Zeit. Damit und mit der Verabschiedung des Wirtschaftsplans haben wir unser Hauptziel für das Jahr 2021, nämlich mit der Sanierung voranzukommen, erreicht. Gleichwohl sind wir finanziell noch nicht autonom.
Tesche: Wobei die Sanierung jetzt natürlich weitergeht – aber eben in Eigenregie.

Sanierung ist ein gutes Stichwort. Die soll ja nicht nur im Finanziellen voranschreiten, sondern auch mit Blick auf unterschiedliche Bauvorhaben. Wie sehen Sie die Fortschritte in diesem Bereich?
Kopkow: Wir haben hier nach wie vor einen riesigen Sanierungsstau, das sieht man an allen Ecken und Enden. Im nun bald endenden Jahr sind wir zwar vorangekommen, aber in verhältnismäßig kleinen Schritten. Das Dach des Max-Ritter-Hauses wurde erneuert und die Sanierung der Unterkünfte wird bis Ende des Jahres abgeschlossen. Die großen Themen wie beispielsweise der Neubau der Halle 40 oder die energetische Sanierung der Bogenhalle werden uns noch eine Weile begleiten.

Wie fällt ihre ganz persönliche Bilanz des ersten Jahres als LSVS-Vorstände aus?
Kopkow: Es macht mir nach wie vor eine Riesenfreude, hier zu arbeiten, neue Themen anzugehen, im Verbund mit unseren Mitarbeitenden Impulse zu setzen und Dinge anzutreiben, wo es uns möglich ist. Ich spüre ein größer werdendes Vertrauen in alle Menschen im und um den LSVS herum. Auch im Vorstand sehe ich eine Arbeit auf Augenhöhe und im vollsten Vertrauen. Es macht uns einfach Spaß, miteinander zu arbeiten. Es ist eine Freundschaft entstanden und immer, wenn das unter Arbeitskollegen passiert, ist das die beste Voraussetzung für die Zukunft. Wir wissen sehr wohl, dass noch viele Herausforderungen auf uns warten und dass es auch mal Tiefschläge geben wird, aber das kennen wir aus dem Sport. Dann stehen wir eben wieder auf, wachsen daran und machen es beim nächsten Mal besser. Meine bisherige Bilanz fällt also sehr positiv aus.
Tesche:  Da kann ich mich in weiten Teilen nur anschließen. Das eine oder andere benötigt etwas mehr Zeit, als ich es im Vorfeld gedacht hatte. Ich hatte gehofft, dass wir hier und da schneller vorankommen, aber die Rahmenbedingungen – vor allem durch die Corona-Pandemie, haben das nicht immer zugelassen. Trotzdem haben wir eine sehr gute Schlagzahl vorgelegt, die wir auch so beibehalten wollen, um die kommenden Aufgaben abarbeiten und ebenfalls zu einem guten Ende zu führen. Dabei ist uns vor allem wichtig, dass der LSVS für den SaarSport Mehrwerte generiert. Jeder Zahn, den wir in dem Bereich zulegen können, ist für uns und ist für den Sport im Saarland gut.
Kopkow: Bei der Gelegenheit möchten wir uns noch ausdrücklich bei denen bedanken, die uns so gut aufgenommen haben und es uns überhaupt erst ermöglicht haben, dass wir unseren Aufgaben so nachkommen können wie wir es tun. In erster Linie sind das die Mitglieder, also die Fachverbände, unsere Mitarbeitenden und in besonderem Maße auch der Aufsichtsrat.

Trotz allem bleiben Kontroversen nicht aus. Wurden Sie in den vergangenen Monaten auch mit negativen Rückmeldungen aus dem LSVS-Umfeld konfrontiert?
Tesche: Das Thema der Sanierung und der damit einhergehenden Konsequenzen für die Mitgliedsverbände ist nach wie vor ein kritisches Thema. Die Sanierung des LSVS geht jenseits des Personals einfach auch zu großen Teilen zu großen Lasten der Mitgliedsverbände. Die Frage, wie wir diesen Problemkreis Rechnung tragen können, wird uns gemeinsam noch eine Weile beschäftigen. Die Diskussionen laufen allerdings konstruktiv und sachlich, aber in der Sache wird schon hart gerungen.
Kopkow: Es ist gut, dass es diesen Diskurs gibt. Er zeigt ja gerade, dass wir uns im Gespräch befinden und die Dinge gemeinsam angehen. Der LSVS ist das, was seine Mitglieder sind und deshalb ist es uns wichtig, die Mitglieder einzubeziehen. Beispielsweise im Ausschuss zur Verteilung der Saartoto-Gelder. Dort ein gutes Ergebnis zu erzielen, das von einer Mehrheit – im besten Fall der großen Mehrheit unserer Mitglieder getragen wird und sie sich gemeinsam mit uns auf den Weg machen, es umzusetzen, ist im kommenden Jahr ein wichtiges Thema für uns. Manchmal kann etwas Neues nur entstehen, wenn man vorher etwas abreißt.

Welche weiteren Ziele haben Sie sich für das Jahr 2022 gesetzt?
Tesche: Ich glaube, dass wir die Sportschule im Laufe des Jahres weiterbeleben müssen und wollen. Dabei handelt es sich einfach um eines der Kernstücke der Infrastruktur im Saarland.
Kopkow: Darüber hinaus soll in Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern ein Sportentwicklungsprogramm entstehen, um dem SaarSport eine Ausrichtung zu geben, sodass er künftig gut und auf sicheren Füßen stehen kann und aus sich selbst heraus in der Lage ist, Mehrwerte – auch finanzieller Natur – für den LSVS und seine Mitglieder zu generieren.

Eine gute Gelegenheit hierzu könnten die Olympischen Spiele 2024 in Paris bieten. Inwiefern konnten Sie diesbezüglich schon tätig werden?
Kopkow: Wir sind dabei, die Kontakte, die wir bereits knüpfen konnten, zu intensivieren. Dabei verfolgen wir zwei Ziele: Zum einen wollen wir unsere Sportlerinnen und Sportler für die Spiele in Paris so gut wie möglich unterstützen und sie so stärken, dass sie ihre bestmöglichen Leistungen zeigen können. Für sich, aber auch für den SaarSport. Zum anderen wollen wir uns nach außen öffnen und Sportlerinnen und Sportlern anderer Nationen zeigen, was wir hier für ein schönes Juwel haben und dass wir einen guten Standort haben, um sich in Europa zu akklimatisieren und sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Langfristig gedacht wollen wir das Bewusstsein dafür schaffen, dass unser Standort nicht nur für den saarländischen Spitzen- und Breitensport, sondern auch für den internationalen Spitzensport attraktiv sein kann. Wir haben hier einen Ort, der alle Voraussetzungen erfüllt, sich hier konzentriert und bestens auf Wettkämpfe vorzubereiten.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kopkow und Herr Tesche.