Der Grundstein für ein gesundes Leben?

SaarSport-Magazin, Sportheimat

Der Wunsch nach einem gesunden, langen Leben ist etwas, was wohl die meisten Menschen miteinander verbindet.

Egal aus welchem Land man kommt, welche Religion man ausübt oder wie viel Geld man hat: Ein gesundes Leben wollen alle. Wie die meisten sicher schon mal gehört haben, können Bewegung und eine gesunde Ernährung ausschlaggebend sein, um diesen Wunsch bis ins hohe Alter zu verwirklichen. Aus diesem Grund mobilisieren wir von „Glaubenssache Sport“ unsere Projektteilnehmer*innen nicht nur dazu, sich ausreichend zu bewegen, sondern auch, sich gesund zu ernähren. Einen großen Teil trägt Übungsleiterin Kamar Abou Kamar mit ihrer WhatsApp-Gruppe unter dem Titel „Gesünder leben!“ dazu bei.

Diese hat sie im April 2020 gegründet und damit schon knapp 60 Frauen mit Migrationshintergrund im Saarland erreicht. Kamar erklärt: „In unserer Gruppe dreht sich alles um eine gesunde Ernährung. Wir diskutieren rund um die Uhr über verschiedene Gerichte und welche gesünderen Alternativen es gibt. Alle zwei Wochen präsentiere ich ein neues Ernährungsprogramm. Das stößt bei vielen Frauen auf großes Interesse.“

Derzeit führen die Gruppenteilnehmerinnen beispielsweise eine sogenannte „Low Carb Diät“ durch, das heißt eine Ernährung mit wenigen Kohlenhydraten. Kamar schildert: „Zum Frühstück essen wir viel Gemüse wie Gurken oder Tomaten und dazu proteinreiche Lebensmittel wie Quark oder Eier. Mittags gibt es dann mal 2 bis 4 Löffel Reis oder eine halbe Scheibe dunkles Brot als Beilage zu den unterschiedlichen Gerichten, die wir kochen. Da ist Gemüse grundsätzlich der Hauptbestandteil. Abends nehmen wir dann nur Obst mit Quark oder einen Salat zu uns.“ Zusätzlich zu dem strikten Ernährungsplan fasten die Gruppenmitglieder in Intervallen. Zwischen 20 Uhr am Abend und 12 Uhr mittags konsumieren sie lediglich zuckerfreie Getränke wie Wasser, Tee oder Kaffee (ohne Milch!). Kamar erklärt den Vorteil davon wie folgt: „Intervallfasten hilft nicht nur beim Abnehmen. Man kann damit auch vielen Krankheiten vorbeugen.“ 

Sich langfristig an so einen strikten Plan zu halten ist aber nicht einfach. Auf die Frage, wie die Teilnehmerinnen es schaffen, langfristig fokussiert zu bleiben, antwortet sie: „Die meisten Frauen machen das Programm sehr gut mit. Anderen fällt es schwerer. Aber wir motivieren uns dann gegenseitig. Alle zwei Wochen machen wir einen ‚Cheat Day‘, also eine Pause. Da kann man zwischen 15 und 18 Uhr essen, was man will.“  Das gegenseitige Bestärken und die gemeinsamen Ziele sind maßgebend für den Erfolg jeder einzelnen Teilnehmerin. Aber neben einer „Mentoren-Rolle“ nimmt Kamar häufig auch die Rolle der „Seelsorgerin“ ein, wie sie erklärt. „Wir haben keine festen Zeiten, wann wir uns austauschen. Manchmal wird es da schon mal 23 Uhr. Ich habe nie wirklich frei, aber ich mache das gerne. Viele Teilnehmerinnen schreiben mir auch privat, wenn sie Probleme haben. Da höre ich immer zu und versuche bestmöglich zu helfen.“

Die Arbeit als Übungsleiterin und „All-round-Seelsorgerin“ scheint nicht immer einfach zu sein. Auf die Frage, warum Kamar sich so für die Frauen der Gruppe engagiert, erklärt sie: „Ich befasse mich nun seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema Ernährung und weiß, wie schwer das manchmal ist. Irgendwann fragte ich mich: warum dieses Wissen für mich behalten? Ich freue mich, wenn ich andere Frauen auf ihrem Weg zum Erfolg unterstützen kann.“ 

Die Gruppe hilft den Frauen nicht nur dabei, sich gesund zu ernähren. Über den Austausch kommen die Teilnehmerinnen, welche zum Großteil aus dem arabischen Raum stammen, auch regelmäßig in Kontakt mit der deutschen Sprache. Kamar sagt: „Wir tauschen uns oft auf Deutsch aus. Natürlich ist das nicht immer einfach. Viele haben mit komplizierten Wörtern wie Kohlenhydrate oder Intervallfasten noch so ihre Probleme. Dann wechsle ich manchmal zu Arabisch, damit auch jede alles versteht. Nichtsdestotrotz können die Meisten, seit sie in der Gruppe sind, schon viel besser Deutsch.“ Doch das ist nicht der einzige positive Nebeneffekt der Gruppendynamik. Durch das gegenseitige Anspornen ist bei vielen Frauen auch das Interesse am Sport gestiegen. Dies führte dazu, dass viele nun auch regelmäßig und mehrmals in der Woche an den Sportangeboten unseres Projekts teilnehmen.

Auf die Frage, ob Corona nicht ein Motivationskiller für die Teilnehmerinnen sei, antwortet Kamar: „Natürlich war es am Anfang schwer, die Frauen für Online-Sportkurse zu begeistern. Es war auch schade, dass wir uns nicht mehr persönlich treffen konnten, um Gerichte auszutauschen und gemeinsam zu kochen. Aber mittlerweile haben wir uns an die Situation gewöhnt. Wir freuen uns schon darauf, nach Corona wieder einen gemeinsamen internationalen Kochabend zu veranstalten. Das ist gleich das Erste, was ansteht, wenn wir uns wieder in der Gruppe treffen dürfen. Bis dahin machen wir das Beste aus der Situation.“