Fechten: Peter Joppich Europameister mit dem Florett

In Zagreb erfüllt sich der 30-Jährige von der Coblenzer Turngesellschaft 1880 einen Traum / "Der absolute Siegeswille"

 

Der deutsche Florett-Topstar Peter Joppich von der Coblenzer Turngesellschaft 1880 ist neuer Europameister im Herrenflorett. Zum allerersten Mal in seiner Karriere holte sich „Peter der Große“ den Kontinental-Titel.

Bei der Fecht-EM in Zagreb gewann der 30-Jährige das Finale gegen den russischen Titelverteidiger Alexej Tscheremisinow mit 15:11. „Das hätte ich nicht gedacht“, sagte der viermalige Einzel-Weltmeister, der mit einer Sprunggelenksverletzung angereist war und davon deutlich behindert wurde.

„Er hatte Schmerzen, aber er hat sie ausgeblendet“, kommentierte Bundestrainer Ulrich Schreck: „Und er war heute sensationell nervenstark.“ Der Russe hatte vor einem Jahr im italienischen Legnano den mittlerweile zurückgetretenen Benjamin Kleibrink im EM-Finale besiegt.

Im zweiten Jahrzehnt seiner großartigen Laufbahn hatte es der viermalige Weltmeister Joppich schon vor dem Gold-Gefecht zu einer späten Premiere gebracht: Mit dem Einzug in das Halbfinale war ihm die erste Einzelmedaille bei einem Europachampionat sicher. „Der Peter wollte diese Medaille unbedingt. Das hat man ihm den ganzen Tag über angemerkt“, meinte der deutsche Verbands-Vizepräsident Dieter Lammer und lobte den Koblenzer für dessen vorbildhaften Einsatz: „Das ist der absolute Siegeswille.“

Zwischendurch war es allerdings eine einzige Zitterpartie. „Zweimal war es ganz schön eng“, gab der überglückliche Joppich hinterher zu.

Gegen den Briten Marcus Mepstead lag er unter den Top 32 bereits 4:11 zurück und siegte noch 15:12. Gegen den Franzosen Jeremy Cadot war es im Achtelfinale weitaus spannender: 8:13, 11:14 - doch wieder setzte der Deutsche den letzten Treffer. Im Viertelfinale schlug Joppich den Briten Richard Kruse mit 15:12 – und das trotz des Handicaps einer schmerzhaften Verletzung am rechten Fuß und eines schwierigen Wettkampfjahres, das vom plötzlichen Tod seines Vaters im Frühjahr überschattet worden war. Silber hatte Joppich nach dem 15:11 in der Vorschlussrunde gegen Italiens Olympia-Vierten Andrea Baldini sicher. Als der EM-Titel dann wirklich Realität war, konnte es Joppich kaum fassen und brüllte seine Freude mit einem kräftigen „Jaaaaaaa“ durch die fast leere Halle.