Lernen, Traumatisierten zu helfen

Erste Hilfe bei einem Traumatisierten – was kann, was soll, was muss ich machen? Und was sollte ich tunlichst unterlassen? Was ist ein Trauma überhaupt und was geht im Körper des Betroffenen vor sich? Derartige Fragen beantwortete der Workshop „Einführung in die Psychotraumatologie“.

Vereine und Organisationen, die Flüchtlinge aufgenommen haben und sich um diese kümmern, lernen häufig traumatisierte Menschen kennen, die vor und während ihrer Flucht viele Gräuel gesehen oder ausgestanden haben. Doch wie kümmert man sich als Laie um solche Menschen? Was hilft ihnen, was schadet? Um Fragen wie diese drehte sich der Workshop „Einführung in die Psychotraumatologie“, der im August an der Hermann-Neuberger-Sportschule stattfand.

Sabine Schrader, Diplomsozialarbeiterin/-pädagogin von dem Zentrum für Psychotraumatologie in Kassel, leitete durch die knapp vierstündige, kostenlose Veranstaltung. „Wir bieten eine Ausbildung für Sozialpädagogen und Ersthelfer an, damit sich diese adäquat um traumatisierte Flüchtlinge kümmern können“, berichtet Schrader. „Diese Ausbildung dauert ein Jahr. Allerdings ersetzt diese ‚erste Hilfe‘ nie eine Therapie.“

Ein großer Teil des Workshops bestand aus theoretischem Grundlagenwissen über die Neurologie. „Man muss wissen, was in den Köpfen vorgeht“, so Schrader. „Beispielsweise bewegen sich Muskelgruppen bei einem traumatisierten Menschen ganz anders. Viele Patienten leider unter Zähneknirschen, Versteifung und Dauerverkrampfung selbst im Schlaf. Ein Trauma ist eine seelische Schwerverletzung, die sich auch körperlich auswirkt.“

Die wichtigsten fünf Dinge, die ein traumatisierter Mensch braucht, sind Sicherheit, Regeln, Strukturen, Ehrlichkeit und Transparenz. „Auch ganz wichtig: Traumatisierte sollen ihre Geschichte nicht wieder und wieder erzählen“, rät Schrader eindringlich. „Eine Retraumatisierung wäre die Folge.“ Die neue Umgebung, viele fremde Menschen und Mangelzustände können zusätzlich dafür sorgen, dass dem Trauma eine posttraumatische Belastungsstörung folgt. Deshalb sind die Inhalte des Workshops für Ersthelfer von unschätzbarem Wert.

Tina Schwan, Koordinatorin von „Zusammenhalt durch Teilhabe“ beim LSVS, nahm ebenfalls an dem Seminar teil. „Ich konnte aus dem Workshop viel Neues mitnehmen. Uns wurden sehr hilfreiche Tipps und Ratschläge im Umgang mit den Flüchtlingen vermittelt. Auf Situationen oder Verhaltensweisen, die mir im Vorfeld unscheinbar erschienen, werde ich zukünftig mit dem mir erworbenen Hintergrundwissen reagieren“, so Schwan. „Besonders interessant fand ich die theoretische Einführung in die Neurologie. Ein wichtiges Thema, das viele Handlungen oder Verhaltensweisen der Flüchtlinge erklärt hat.“

Text Tina Klinkner: Quelle SaarSportMagazin Oktober 2016