„Wenn wir die Vorstände stark machen, wird sich der LSVS weiterentwickeln!“

SaarSport-Magazin, LSVS

Interview mit der Vizepräsidentin des LSVS, Margit Jungmann.

Mithilfe ihres Netzwerks möchte Margit Jungmann dazu beitragen, dass die Olympischen Spiele 2024 in Paris für den Landessportverband für das Saarland (LSVS) ein Erfolg werden. Als Präsidentin des Verbandes der World Masters Athletics (WMA), dem Leichtathletik-Weltverband der Seniorinnen und Senioren, ist die Vizepräsidentin des LSVS in der Welt des Sports bestens vernetzt. Im Gespräch mit SaarSport-Mitarbeiter Sebastian Zenner berichtet die 65-jährige gebürtige Triererin außerdem über die aktuelle Arbeit im Aufsichtsrat.

Frau Jungmann, Sie sind seit mehr als zwei Jahren die stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats und damit die Vizepräsidentin des LSVS. Wie blicken Sie auf diese beiden Jahre zurück?

Margit Jungmann: Mein erstes Jahr in dieser Funktion war ja noch ganz stark von der Übergangsphase in die neue Struktur des LSVS und dem Nebenher von Präsidium und Aufsichtsrat geprägt. Unsere einzige Aufgabe war es, einen sauberen und guten Prozess der Personalisierung nach dem neuen LSVS-Gesetz hinzubekommen. Das war vom Zeitaufwand und der Belastung her gesehen weitaus mehr, als dies normalerweise in einem Aufsichtsrat der Fall ist.

Seit 1. Februar 2021 sind die beiden Vorstände, Johannes Kopkow und Joachim Tesche, im Amt. Was hat sich seither für Ihre Tätigkeit geändert?

Jungmann: Unsere Aufgabe ist seither, die beiden auf ihrem Weg zu begleiten, ihnen den Rücken zu stärken und auch unsere Vorstellungen über die Zukunft des LSVS mitzugeben. Dem Rat, der ja erfreulicherweise nun wieder komplett besetzt ist, gehören unterschiedliche Persönlichkeiten an, von denen jede bestimmte fachliche Kompetenzen und Erfahrungen im Berufsleben gesammelt hat, die hilfreich sein können. Von daher gibt es schon Dinge, die wir als Aufsichtsrat erwarten. Gleichzeitig sollen die Vorstände die Freiheit haben, eigene Ideen zu entwickeln. Sie stehen als hauptamtliche Vorstände ja auch in der Verantwortung und müssen vorangehen. Wenn wir sie stark machen, dann wird sich der LSVS weiterentwickeln. Wir wissen nicht nur mit Blick auf die schmerzhafte Vergangenheit, dass wir uns gegenseitig stützen müssen, um weiterzukommen. Deshalb bin ich froh, dass zwischen uns allen ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis besteht.

Inwiefern können Sie sich mit Ihrer beruflichen Erfahrung, unter anderem als Dezernentin für Bildung und Immobilienmanagement beim Landkreis Saarlouis, einbringen? Gerade beim Thema Immobilien besteht durch den nicht unerheblichen Sanierungsstau und Herausforderungen wie steigende Energiekosten akuter Handlungsbedarf.

Jungmann: Man muss sich ehrlich machen und darf nichts schönreden. Wie zum Beispiel beim ursprünglich anvisierten doppelstöckigen Neubau der Halle 40, der inzwischen vom Tisch ist. Das Projekt war in dieser Form schlichtweg nicht finanzierbar. Nach dem Abschluss des Architektenwettbewerbs, der 2020 noch vom alten Präsidium beauftragt wurde, haben sich die Vorstände damit professionell auseinandergesetzt und festgestellt, dass es mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht machbar ist. Seither laufen die Überlegungen und Gespräche für alternative Lösungen. Ganz allgemein gesehen müssen wir schauen, dass wir den Sanierungsstau unter Inanspruchnahme entsprechender Förderprogramme, also mit Drittmitteln, beseitigen. Zunächst einmal gilt es, die Substanz in Ordnung zu bringen. Darüber hinaus sollten wir genau prüfen, was wo und in welchem Umfang sinnvoll ist. Das können auch schon Kleinigkeiten sein – beispielsweise gibt es auf unserem Gelände Hallen, deren Auslastung bei unter 50 Prozent liegt, die aber durchgehend beheizt werden. Auch hier muss man ansetzen.

Wie werden solche Themen im Aufsichtsrat diskutiert? Der Vorsitzende, LSVS-Präsident Heinz König, betont gerne die Zielstrebigkeit des Gremiums. Kommt das bei allen gut an?

Jungmann: Während ich eher aus der traditionellen, sportlichen Richtung komme, hat unser Präsident einen auch von wirtschaftlichen Erfahrungen geleiteten Zugang zu bestimmten Themen, auch im Sport. Er ist jemand mit Visionen und wir beide ergänzen uns ganz gut. Ich persönlich mag es grundsätzlich, mit starken Persönlichkeiten umzugehen. Durch seine direkte Art weiß man bei ihm immer, woran man ist. Wir sind nicht immer einer Meinung, aber man kann sich mit ihm auseinandersetzen und er akzeptiert gute Gegenargumente.

Wie muss man sich eine Sitzung vorstellen?

Jungmann: Unsere Sitzungen sind hervorragend vorbereitet. Wir haben eine glasklare Tagesordnung und allen liegt vorab eine Beschlussausfertigung vor. Beides kenne ich aus der Kommunalverwaltung und habe sie von Anfang an hier mit eingeführt. Wenn wir etwas beschließen sollen, möchte ich vorab die Formulierung sehen. Darüber können wir dann in der Sitzung offen reden und gegebenenfalls an der finalen Formulierung feilen. Jeder hat eine andere Perspektive zu den unterschiedlichen Themen, aber bisher war es immer so, dass die Beschlüsse einstimmig gefasst wurden.

Ganz so harmonisch lief es in der Vergangenheit nicht immer. Inwiefern sehen Sie den Graben, der sich insbesondere vor der Umstrukturierung in den Reihen der Fachverbände aufgetan hatte, beseitigt?

Jungmann: Im Aufsichtsrat nehme ich keine solche Spaltung wahr. Jeder kann hier sagen, was er denkt, und wir diskutieren – auch kritisch – in alle Richtungen. Die Arbeit ist von Sachlichkeit geprägt und vom Interesse daran, den LSVS voranzubringen. Dabei mag der eine geduldiger sein als der andere und es kann auch mal gegensätzliche Erwartungen geben, aber das wird sehr gut geleitet von unserem Vorsitzenden im Zusammenspiel mit den beiden Vorständen.

Das wichtigste Organ des LSVS ist allerdings die Mitgliederversammlung. Bei der jüngsten, die Ende November 2021 stattfand, waren nicht alle stimmberechtigten Verbände vor Ort vertreten. Präsident König hatte dies im Anschluss öffentlich kritisiert und deutete sogar die Möglichkeit der Einführung von Strafen an. Wie stehen Sie dazu?

Jungmann: Ich sehe es nicht ganz so dramatisch und kann für die Verbände, die nicht vertreten waren, ein bisschen mehr Verständnis aufbringen. Ich weiß, dass sie unterschiedliche Verfahren haben, um ihre Delegierten zu bestimmen. Und wenn jemand gewählt wurde, der dann aber kurzfristig erkrankt, kann nicht einfach jemand anderes geschickt werden. Andere hatten ihr Kommen fest eingeplant, dann aber wegen einer roten Meldung auf der Corona-WarnApp entschieden, vorsichtshalber lieber nicht zu kommen. Ohnehin denke ich nicht, dass jemals alle Verbände vertreten sein werden. Man kann es auch so sehen: Wenn nicht alle kommen, scheint ja das Vertrauen in die Handelnden gegeben zu sein. Die vergangene Mitgliederversammlung war trotz der widrigen Umstände in der Corona-Pandemie sehr gut vorbereitet und von sachlichen Diskussionen geprägt. Das ist für mich die Grundlage, auf der man kons-truktiv arbeiten kann.

Sie meinen sicher auch die Diskussion um die Verteilung möglicher Haushalts-Überschüsse, wobei allerdings auch ein gewisses Misstrauen einiger Verbände gegenüber der Verbandsspitze deutlich wurde.

Jungmann: Wenn das Vertrauen nach so einer schwierigen Zeit so groß wäre, dass man gar nicht nachhakt, wäre das für mich eher eine seltsame Entwicklung. Jeder sollte aufmerksam sein und auch wir können nur besser werden, wenn wir konstruktiv kritisch begleitet werden. Ich erwarte keine Ja-Sager, sondern finde, dass jede starke Gegenmeinung einen weiterbringen kann. Wenn jeder von dem anderen weiß, was er will, kann man sich damit auseinandersetzen und es in die eigenen Überlegungen mit einbeziehen. Der Teufel liegt dabei meistens im Detail und zu unserer Aufgabe gehört es – wie zum Beispiel in dem genannten Fall –, auch die rechtliche Lage im Auge zu behalten.

Inwiefern haben sich mit der Umstrukturierung und der neuen Rolle des Aufsichtsrats auch Ihre Ziele verändert?

Jungmann: Mir ist es nach wie vor sehr wichtig, dass wieder positiv über den Saarsport gesprochen wird. Auch außerhalb des Saarlandes. Hier bin ich ja viel unterwegs und wurde oft angesprochen mit der Frage: „Was ist denn bei euch los?!“ Hier haben wir schon einiges erreicht, aber in Zukunft brauchen wir Erfolge im Leistungssport und auch den Stolz bei Spitzensportlern, saarländische Vereine vertreten zu dürfen. Wenn wir unsere Spitzenleute hier halten und unsere Sportschule zu einem echten Treffpunkt entwickeln können, bin ich zufrieden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Sport im Saarland wieder frei über sich bestimmen kann. Jetzt ist es an uns allen, diesen Weg – auch mal kritisch, aber stets konstruktiv – gemeinsam zu gehen.

Der Weg führt unter anderem zu den Olympischen Spielen in Paris 2024. LSVS-Vorstand Johannes Kopkow und Prof. Dr. Klaus Steinbach, Vorsitzender der Sportstiftung Saar, haben ja in der vorigen Ausgabe des SaarSport-Magazins ausgeführt, wie der Sportstandort Saarland von diesem Weltereignis profitieren könnte. Was halten Sie, die Sie ja als WMA-Präsidentin selbst internationale Veranstaltungen organisieren, von dieser Idee?

Jungmann: Ich halte es für eine hervorragende Idee. Vor diesem Hintergrund können wir unseren Standort Menschen von außerhalb präsentieren und ihn als Trainings- und Ausbildungsstätte schmackhaft machen. Wenn ich dabei mit meinen internationalen Kontakten ein wenig mithelfen kann, ist es umso schöner.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Jungmann. (Interview: Sebastian Zenner)