Steinbach: Damals hatte ich für mich die Idee, den „alten“ LSVS – wie es in Wirt- schaftskrisen nicht selten gemacht wird – in eine sogenannte „bad bank“ zu über- führen, um alles gewissenhaft aufzuarbeiten. Allerdings nicht durch ein neu gewähltes Präsidium. Das neu gewählte Präsidium sollte nach meiner damaligen Auffassung einen möglichst sauberen Start haben, weil es für das, was vorher war, nicht direkt in Verantwortung zu nehmen ist. Es kam dann jedoch anders und bei der limitierten Zeit, die mir zur Verfügung steht, und unter den Voraussetzungen war es für mich nicht der richtige Zeitpunkt, tiefer über ein verantwortungsvolles und sehr zeitintensives Amt beim LSVS nachzudenken. Es soll allerdings nicht der Eindruck entstehen, dass ich mich hier dauerhaft wegducke. Im Gegenteil. Ich übernehme Verantwortung und leiste meinen Beitrag, indem ich die Herausforde- rungen, die mir und den Vorstandsmitgliedern bei der Sportstiftung zufallen, ange- he. Wie bekommen Sie Beruf und Ehrenämter eigentlich unter einen Hut? Steinbach (lächelt): Es gehört ja zu meiner Freizeit-Beschäftigung, dass ich nicht nur fleißig Sport treibe, sondern dass ich mich auch für den Sport engagiere. Das mache ich gerne. Ämter, die ich nicht gerne mache, nehme ich auch nicht an. Ich glaube, dass wir mit der Mannschaft, die nun zusammenkommt, viele Synergien nutzen können. Dabei geht es um die Vernetzung in die Wirtschaft – wie beispiels- weise durch Gottfried Hares – und die Vernetzung im Sport durch meine Person. Nicht nur wir beide kommen mit einer seriösen Glaubwürdigkeit zu unseren Part- nern. Ich hoffe, das ist vertrauensbildend. Auch wenn die Sportstiftung selbst in keinster Weise in der Kritik steht, wird derzeit vieles gerne in einen Topf geworfen. Sie sind Arzt. Der LSVS ist derzeit Patient. Wie kann der LSVS schnellstmög- lich gesund werden? Steinbach: Entscheidend ist, dass die Untersuchungen möglichst zügig, vielleicht schon in diesem Jahr, abgeschlossen werden. Ich hoffe, dass diejenigen, die es betrifft und jene, die das Ganze vorantreiben, daran interessiert sind, klare und ehrliche Lösungen zu finden. Damit meine ich sowohl die Ankläger-Seite als auch die der Angeklagten. Noch ist es ja zu keiner Gerichtsverhandlung gekommen. Aber je öfter immer neue Aspekte – seien sie auch noch so marginal –groß aufge- macht werden, sagt sich der geneigte Medien-Konsument, der sich nicht in der Tiefe informiert, irgendwann: Da muss ja was dran sein. Von allen Seiten muss die Bereitschaft bestehen, den LSVS jetzt nicht noch über Jahre in einer ungeklärten Situation zu lassen und jedes noch so kleine Problem zu einem großen aufzubau- en, sondern klare, faire und gerechte Entscheidungen zu treffen, damit der Lan- dessportverband mit diesem Thema abschließen und sich der Zukunft widmen kann. Da vertraue ich der saarländischen Justiz. Hier ist das aktuelle Präsidium sehr gefordert, obwohl es die Situation nicht zu verantworten hat. Welches Rezept könnten Sie ausstellen? Steinbach: Hier gefällt mir der Slogan der Stiftung Deutsche Sporthilfe sehr gut: „Leistung. Fairplay. Miteinander.“ Natürlich steht Leistung im Spitzensport ganz weit oben. Aber im Umgang miteinander fair zu sein – auch mit der Maßgabe des dopingfreien Sports – und ein Miteinander zu pflegen, das gegenseitige Unterstüt- zung in den guten, aber auch den schweren Zeiten bedeutet, ist ebenfalls ganz wichtig. Aus dem Sport heraus müsste diese Botschaft wieder ein Signal für die Gesellschaft werden. Hierfür sind die Selbstreinigung – oder die Selbstheilung – sowie eine Neuausrichtung notwendig. Es muss im Interesse aller sein – der Poli- tik, der Gesellschaft, der Organisation des Sports, dass sich der saarländische Sport nach außen hin positiv dar- stellt. Dazu beitragen kann in nicht unerheblichem Maß der Spitzen- sport. Was wollen und können Sie für diesen tun? Steinbach: Wenn wir den Spitzensport fördern wollen, müssen wir die wenigen Optionen, die wir haben, ganz genau anschauen und dann überlegen, an welcher Stelle wir helfen kön- nen und an welcher Stelle wir die Hilfe brauchen. Und das, bevor uns die saar- ländischen Talente und Spitzenkräfte in Richtung anderer Standorte verlassen. Die Rahmenbedingun- gen für Spitzensport im Saarland sind hervorra- gend. Es gibt wenige Sportschulen in Deutsch- land, die so gut dastehen wie unsere. Der Anschluss zur Universität, zur BSA-Aka- demie, zur Deutschen Hoch- schule für Prävention und Gesundheitsmanagement, die Nähe zur Eliteschule des Sports … Ein Topathlet kann hier wohnen und alles, was ihn betrifft, auf dem Fußweg erledigen. Es ist alles da. So etwas gibt es ganz selten, aber das wissen nur die Wenigsten. Unsere Aufgabe ist es deshalb auch, dies über die Landesgrenzen des Saarlandes hinaus bewusster bekannt- zumachen. Nicht nur in diesem Zusam- menhang ist es höchst bedauerlich, dass wir trotz einer 50-Meter-Schwimmhalle nicht zu einem Bundesstützpunkt des Deutschen Schwimmverbandes geworden sind. Hier lässt sich mit Sicherheit einiges bewegen und ändern, aber das wird ein paar Jah- re brauchen. k c e W i : s o t o F 3